Knast für US–Kriegsdienstverweigerer

■ Im US–Gefängnis Mannheim sitzt der GI Peter Kress wegen „Nichterscheinens zum Dienst und Befehlsverweigerung“ ein / „Ich werde nicht Teil des Militärsystems bleiben, ein Bauer auf dem Schachbrett“

Aus Heidelberg Wolfgang Lück

Im einzigen US–Militärknast auf deutschem Boden, in den Mannheimer Coleman Barracks, sitzt seit letzter Woche der 22jährige US–Soldat Peter Kress in Einzelhaft. Sein Verbrechen: Am 27. Juli hatte Kress „nach langer Zeit des Nachdenkens und vielen Diskussionen“ seine Kriegsdienstverweigerung bekanntgegeben. Anstatt zum Dienst als Sanitäter ging er in die Kirche seiner US–Kaserne in Garlstedt bei Bremerhaven, legte Uniform und Identitätskarte ab, kündigte jegliche Zusammenarbeit mit der Army auf und begann ein unbegrenztes Fasten. Das berichtete die Heidelberger Wochenzeitung Communale in ihrer gestrigen Ausgabe. Peter Kress: „Ich gebe diese Erklärung ab und gehe. Ich werde nicht Teil des Militärsystems bleiben, ein Bauer auf dem Shachbrett. Ich weigere mich, an der Kriegsvorbereitung teilzunehmen, sei sie konventionell, verdeckt oder atomar“. Die Army reagierte sauer auf den vom Soldaten zum Pazifisten gewandelten Mann, der sich bei seiner Verweigerung auf Gandhi, Martin Luther King und seinen christlichen Glauben beruft. Kress wurde angedroht, man würde ihn notfalls von der Military Police aus der Kirche schaffen lassen. Wenige Tage später entledigte man sich des ungeliebten Querkopfes durch die Abschiebung von Garlstedt ins berüchtigte Mannheimer Militärgefängnis, wo normalerweise Schwerverbrecher auf ihre Verurteilung oder den Abtransport in die Staaten warten. Kress wurde im Militärfahrzeug zum Knast gefahren und dort wenig freundlich begrüßt: „Der Verrückte kommt“, meldete der Wachhabende und legte ihm noch an der Pforte Handschellen und Fußfesseln an. Dann wurde Kress in Einzelhaft verbracht. Hier ging man zunächst nicht zimperlich mit ihm um - wann immer Kress die Zelle verließ, wurde ihm die Uniform zwangsweise übergestreift. Kress legte sich dabei ruhig hin und wehrte sich nicht, sondern zog die Uniform wieder aus, sobald er alleine in der Zelle war. Inzwischen hat sich Kress bereit erklärt, in seiner Zelle Uniform zu tragen. Kress Anwalt Joel Cohen: „Kress will keinen Konflikt verursachen und Gewaltanwendung vermeiden.“ Kress drohen schlimmstenfalls zwei Jahre Haft wegen „Nichterscheinen zum Dienst und Befehlsverweigerung“. Denn wer sich erst einmal freiwillig zur Army gemeldet hat, kann keineswegs wieder nach Belieben aussteigen. Zwar ist Kriegsdienstverweigerung auch in der US–Armee aus Gewissensgründen möglich, doch weil Kress nicht das Militär über sein Gewissen entscheiden lassen will, hat er den Weg der Totalverweigerung gewählt und keinen Antrag gestellt. Anwalt Cohen hofft trotzdem, daß „Kress schon nächsten Mittwoch in den Staaten und auf freiem Fuß ist“. Zeigt sich die Army entgegenkommend, könnte Kress nämlich „unehrenhaft“ entlassen werden und müßte sich dann auch nicht vor Gericht verantworten.