Ortega empfängt Vertreter der Opposition

■ Als erstes mittelamerikanisches Land hat Nicaragua mit der Umsetzung des jüngsten Friedensplanes für die Region begonnen / Kardinal und elf Oppositionsparteien um Mitarbeit im Friedenskomitee gebeten / Bush und Weinberger gegen Arias–Plan / USA in der Defensive

Managua/Berlin (apf/taz) - Der Präsident Nicaraguas Daniel Ortega hat am Dienstag bei einem Treffen mit Kardinal Miguel Obando y Bravo und den Führern der elf Oppositionsparteien die Kirche und die Opposition offiziell gebeten, in dem im mittelamerikanischen Friedensabkommen vorgesehenen Nationalen Versöhnungskomitee mitzuarbeiten. Nach den Bestimmungen des am letzten Freitag von fünf Staatschefs Mittelamerikas unterzeichneten Abkommens sollen in den betroffenen Ländern Versöhnungskomitees innerhalb von 90 Tagen einen Waffenstillstand, eine Amnestie und eine Einigung über demokratische Reformen vorbereiten. Opposition und nationale Bischofskonferenz in Nicaragua sollen nun innerhalb von 15 Tagen drei Kandidaten benennen, aus denen die Regierung einen Vertreter für das Komitee auswählen wird, dem außerdem ein Regierungsvertreter und eine überparteiliche „Persönlichkeit“ angehören sollen. Während Nicaragua als erstes Land einen Schritt zur Verwirkli chung des jüngsten Friedensabkommens (Arias–Plan) unternommen hat, sind aus der US–Administration deutliche Querschüsse zu hören. Vizepräsident Bush kritisierte, der Vertrag favorisiere die Sandinisten. Die USA würden ihre Verbündeten, die Contras, wegen eines solchen Abkommens „nicht in der Luft hängen lassen“. Verteidigungsminister Weinberger sagte, er könne den Friedensvertrag nicht befürworten, weil darin weder der „Abzug sowjetischer Berater“ gefordert werde noch den Contras zugesichert werde, daß sie während der Verhandlungen weiter als Streitmacht bestehen bleiben könnten. Kurz vor Beginn des Mittelamerika–Gipfels hatten die USA einen eigenen Friedensvorschlag vorgelegt, um, wie viele Beobachter meinen, eine Einigung der betroffenen Länder zu torpedieren. Der demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses Jim Wright, der wesentlich an dem Plan mitgewirkt hatte, erklärte nun, der Gipfelbeschluß habe Vorrang vor dem Entwurf seines Präsidenten. Der Führer der re publikanischen Senatsminderheit und Bewerber zur Präsidentschaftswahl 1988 als Nachfolger von Ronald Reagan, Robert Dole, sprach sich sogar für direkte Verhandlungen zwischen den USA und Nicaragua aus, die die Regierung in Washington bisher immer abgelehnt hat. Z worden ist, offen abzulehnen, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, mehr an Krieg als an Frieden interessiert zu sein. Auf der militärischen Ebene aber wird sich vorerst wenig ändern, solange die US– Administration an ihrer Unterstützung für die Contra festhält. thos