Scheinschutz für die Umwelt

■ Die Hersteller von Sprays haben sich gestern schriftlich verpflichtet, auf Treibgase zu verzichten, die die Ozonschicht zerstören / Nach Meinung der Grünen ist die Vereinbarung „reine Augenwischerei“

Berlin (taz) - Ab 1990 sollen in der BRD hergestellte Sprays keine Treibgase mehr enthalten, die die Ozonschicht gefährden. Eine entsprechende schriftliche Zusage erhielt gestern in Bonn Bundesumweltminister Klaus Töpfer von der Industriegemeinschaft Aerosole. Bei den Treibgasen handelt es sich um Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW). Sie sind zwar nicht giftig, werden aber seit über zehn Jahren verdächtigt, den Schutzmantel aus Ozon zu zerstören, der von der Erde die gefährliche ultraviolette Sonnenstrahlung abhält. Die USA haben bereits 1978 FCKW als Treibgas verboten. Die Selbstverpflichtung der deutschen Sprayhersteller sieht vor, binnen zwei Jahren zu 90 Prozent auf andere Treibgase umzustellen. Damit wären die FCKW jedoch nicht vollständig vom deutschen Himmel verbannt: Knapp die Hälfte der rund 60.000 Tonnen FCKW, die jährlich in der BRD eingesetzt werden, dienen gar nicht als Treibgas, sondern als Kältemittel oder zur Aufschäumung von Schaumstoffen. Töpfer glaubt jedoch, auch hier den Ausstoß um 50 bis 90 Prozent verringern zu können, und zwar durch eine verstärkte Rückgewinnung der Gase und mit Hilfe der Techni schen Anleitung Luft, die spätestens ab 1991 die Einhaltung von Emissionsgrenzwerten fordert. Eine „offene Flanke“ (Töpfer) beim Schutz der Ozonschicht bleibt dann immer noch: In importierten Sprays dürfen FCKW weiterhin enthalten sein. Der Umweltminister verwies darauf, daß sich dieses Problem auch nicht mit einem nationalen Verbot lösen lasse. Bereits gegen die internationale Vereinbarung über eine FCKW–Verringerung, die im September in Montreal unterzeichnet werden soll, habe es erhebliche Widerstände in der EG gegeben. Nach Meinung der Grünen ist die FCKW–Vereinbarung „reine Augenwischerei“. So sei als Treibgasersatzstoff unter anderem F22 vorgesehen, ein mit den FCKW verwandtes Gas, das zwar nicht Ozon zerstöre, jedoch einer der hauptverantwortlichen Stoffe für den Treibhauseffekt sei. Damit meinen Wissenschaftler eine langsame Aufwärmung der Erde, die katastrophale Klimaveränderungen befürchten läßt. Die Grünen plädieren für eine ersatzlose Streichung der Treibgase: Sprays könnten schon morgen auf Druckluft– oder Pumpbetrieb umgestellt werden. raw