Südafrikas Polizei verhaftet SWAPO–Spitze

■ Namibias Oppositionsführung des Bombenanschlags verdächtigt / Verhaftungen eine Woche vor dem 21. Jahrestag der SWAPO dienen offenbar als Warnung an militärischen Flügel der SWAPO / Bonner Grüne protestieren / Interview mit SWAPO–Sprecher Lubowski

Berlin (taz) - Als Reaktion auf den größten Bombenanschlag in der Geschichte Namibias Mitte Juli im Zentrum Windhuks ist Dienstag nacht die Führungsspitze der Namibischen Oppositionspartei SWAPO von der südafrikanischen Polizei verhaftet worden. Neben dem deutschstämmigen SWAPO–Sprecher Anton Lubowski wurden der amtierende Präsident Nathali Maxuelele und der Vizepräsident Henrik Witbooi der legalen Opposition Namibias von zuhause abgeholt. Daniel Tjongarero, ein Mitarbeiter des namibischen Kirchenrats, und mehrere Gewerkschaftsführer und Vertreter der namibischen Jugendorganisation NANSO wurde verhaftet, Büros der Organisationen durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Die Aktion der südafrikanischen Sicherheitskräfte fand eine Woche vor dem alljährlich zu Spannungen führenden 21. Jahrestags der SWAPO statt. Sie dient offensichtlich als Warnung an den militärischen Flügel der SWAPO, der vor allem aus dem Nachbarstaat Angola aus operiert. Gwen Lister von der namibischen Zeitung The Namibien brachte die Verfolgung auch mit den großen Streiks von Tausenden von Minenarbeitern in der größten Kupfermine „Tsumeb“ im Norden der ehemalig deutschen Kolonie zusammen. Die Oppositionspolitiker wurden unter Berufung auf das südafrikanische Terrorismus–Gesetz verhaftet, das Besuche und Rechtsbeistand verbietet und eine unbefristete Inhaftierung ermöglicht. Gegen die Verhaftung protestierte die Fraktion der Grünen in Bonn mit einem Brief an Außenminister Genscher. Verhaftungsaktionen dieser Art hatten schon mehrmals in den letzten Jahren zu verschiedenen Anlässen in dem seit dem Ersten Weltkrieg von Südafrika besetztem Land stattgefunden. In der Regel waren die Oppositionspolitiker jedoch nach einigen Tagen oder Wochen wieder ohne Gerichtsbeschluß auf freien Fuß gesetzt worden. Nebenstehend ist ein Interview mit dem SWAPO–Sprecher und Rechtsanwalt Anton Lubowski über die Schwierigkeiten schwarzer Angeklagter vor weißen Richtern und Anklägern. Michael Fischer