Deutsche Hilfe beim Atombombenbau

■ Grüne: Karlsruher Kernforschungszentrum liefert Schweres Wasser an US–Atombombenfabrik / Hilfsmittel für Waffenproduktion? / KFK bestätigt Lieferung / Geist des Atomwaffensperrvertrages gefährdet

Aus Karlsruhe Rolf Gramm

Die Karlsruher von 105 Tonnen Schwerwasser vereinbart hat. Zielort dieses Stoffes ist die amerikanische Atomwaffenfabrik in Savannah in South–Carolina. In den dortigen Reaktoren, so vermuten die Karlsruher Grünen, soll das Schwerwasser zur Produktion von Bomben–Plutonium verwendet werden. Das sehr seltene und teure Schwerwasser, so Christian Küppers vom Darmstädter Öko–Institut, wurde im 1984 stillgelegten Mehrzweckforschungsreaktor (MZFR) im KFK verwendet. Inzwischen sind in der Bundesrepublik keine Schwerwasser–moderierten Reaktoren mehr bekannt. In den USA dagegen wird beim überwiegenden Teil der zur militärischen Plutoniumproduktion eingesetzten Reaktoren Schwerwasser als Moderator eingesetzt. Die Schwerwasserreaktoren sind alle in dem riesigen Atomwaffen komplex „Savannah River Plant“ konzentriert. Weil genau diese Atomanlage als Zielort genannt wird, schließen die Grünen, daß das Wasser mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der Atombombenproduktion verwendet werden soll. Grünen–Sprecher Dieter Balle: „Das wäre, wenn schon nicht ein Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag, so doch zumindest ein Verstoß gegen dessen Geist.“ KFK–Sprecher Sperling bestätigte gegenüber der taz, daß das Schwerwasser tatsächlich in die USA geliefert werden soll. Von dort sei es auch vor etwa 20 Jahren gekauft worden. Der damalige Kaufvertrag habe beinhaltet, daß der Stoff nach Gebrauch wieder an die USA geliefert werden müsse. Was in den USA nun damit passiere, sei deren Sache. Aus dem Bestimmungsort Savannah auf militärische Verwendung zu schließen, hält der KFK–Sprecher für unzulässig, weil „die Savannah–Reaktoren nicht Schwerwasser–, sondern Graphit–moderiert betrieben werden“, was Christian Küppers aufgrund der Literaturlage für „offensichtlich falsch“ hält. Die Grünen vor Ort und in Bonn verlangen weitere parlamentarische Auskünfte.