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Sandoz will sich reinwaschen

■ Das Rheinverschmutzungs–Unternehmen Sandoz stiftet 10 Mio. Franken für Rheinforschung und -sanierung / Aus Basel Th. Scheuer

Der Basler Chemie–Multi Sandoz AG hat neben den bereits geleisteten und noch anstehenden Schadenersatzzahlungen, die auf rund 50 bis 60 Millionen Schweizer Franken geschätzt werden, weitere 10 Millionen für seine Rhein–Waschung bereitgestellt: als Startkapital für einen Fonds, aus dem Projekte zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Sanierung der ökologisch schwer gebeutelten Wasserstraße finanziert werden sollen. Moto: „Sandoz engagiert sich für den Rhein.“ Zwei Millionen Franken sind bereits an insgesamt sieben Projekte vergeben worden, die während einer Informations–Rheinfahrt am Donnerstag vorgestellt wurden. So kann sich dank des Sandoz– Crash nun ein engagiertes Wissenschaftler–Team der Uni Basel der Erfassung und Wiederansiedlung vom Aussterben bedrohter Amphibien in der Region entlang des Oberrheins widmen. Die besonders bedrohte Knoblauchkröte wird s dem Pharma–Multi danken!Unter den geförderten Projekten findet sich indes keines, das sich explizit der Belastung der Flußökologie durch die Abwässer der Chemiefabriken am Basler Rheinknie widmet. Betriebsgeheimnisse, wie beispielsweise Produktionsabläufe und Einleitungen der Multis, werden somit nicht zum Gegenstand ökologischer Forschung. Dagegen steht auf der Förderliste das „Ökologische Untersuchungsprogramm Rhein“ der baden– württembergischen Landesanstalt für Umweltschutz in Karlsruhe. Von der taz auf den Umstand angesprochen, daß hier die Untersuchungstätigkeit einer staatlichen Behörde aus einem privaten Konzern–Fonds gesponsert wird, erläuterte Regierungschemiedirektor Wolfgang Schmitz aus Karlsruhe, in das Programm seien mehrere Institute, so aus Heidelberg und Freiburg, eingebunden. Die Landesanstalt koordiniere die Großuntersuchung und leite die Industrie–Gelder lediglich an diese Institute weiter. Keine ernstzunehmenden Konsequenzen aus der Brandkatastrophe von Schweizerhalle gezogen zu haben, warf die „Aktion Selbstschutz“ in einem am Landungssteg verteilten Flugblatt dem Konzern vor. Kritisiert wurde die Logik der Sandoz–Politik: „Erst verschmutzen, dann putzen.“ Tatsächlich scheint es, daß die Sandoz angesichts der erwarteten publizistischen Jubiläums–Welle zum ersten Jahrestag des „Ereignisses“ (Sandoz–Sprachregelung) rechtzeitig und offensiv ihren PR–Apparat auf Touren bringt.

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