Entscheidung zum §218 vertagt

■ CDU–Landesparteitag in Baden–Württemberg: keine Gesetzesänderung beim §218 / Vertriebenenpräsident Czaja nicht mehr im Vorstand / Späth als Landeschef bestätigt

Friedrichshafen (dpa) - Die baden–württembergische CDU will gegenwärtig die rechtliche Situation bei Schwangerschaftsabbrüchen gemäß Paragraph 218 nicht ändern. Ein Landesparteitag der Südwest–CDU in Friedrichshafen lehnte am Wochenende zugleich nach stundenlanger Dikussion eine Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die sogenannte Abtreibung auf Krankenschein ab. Bundeskanzler Helmut Kohl erhielt für seine Position zu den Pershing–1A–Raketen klare Rückendeckung. Lothar Späth wurde mit 93,3 Prozent der Stimmen als Landeschef bestätigt. Breite Mehrheit fand auch der Leitantrag des Landesvorstands, wonach sozial indizierte Abtreibungen erschwert werden sollen, da die derzeitige Handhabung der Notlagenindikation der Forderung des Grundgesetzes nicht gerecht werde. Dabei soll der Wortlaut des Paragraphen 218 dann überprüft werden, wenn sich die Praxis der Schwangerschaftsabbrüche nicht ändert. Ministerpräsident Lothar Späth stellte in Aussicht, daß sich die Südwest–CDU Ende 1988 erneut mit dem Thema befaßt. Zunächst sei die Bundespartei auf einem Parteitag im kommenden Jahr am Zuge. Mit einer Überraschung endeten die Vorstandswahlen des Parteitags. Der Bundestagsabgeordnete und Vertriebenenpräsident Herbert Czaja erhielt mit nur 176 von 404 abgegebenen Stimmen das zweitschlechteste Ergebnis und wurde nicht wieder in den Landesvorstand gewählt. Erneut das beste Ergebnis erzielte der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel mit 358 Stimmen. Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner rutschte mit 299 Stimmen vom dritten auf den sechsten Platz. Der Parteitag der Christdemokraten wurde von Beginn an begleitet von einer Art Mahnwache kleiner christlicher Splittergruppen, die vor dem Tagungsgebäude mit Transparenten wie „Gott: Wo sind meine Kinder? CDU: Im Müll“ demonstrierten.