I N T E R V I E W „Siegfried Ernst, Alterspräsident der Ev taz: Sie haben sich für den Gang Siegfried Ernst: Damit hat die CDU sich selbst das Urteil gesprochen. Somit ist es unwahrscheinlich, daß sich ohne Katastrophe etwas ändern wird. Seit 17 Jahren führen wir die Auseinandersetzungjedes Mal erzählt, es würde besser. Doch nichts ist passiert. Die Krankenkassenfinanzierung bedeutet, daß eine Abtreibung ein Rechtsanspruch ist, daß der Ärzteschaft ihr grundlegendes ethisches Prinzip per Gesetz genmmen wurde und die Standesethik sinnlos geworden ist. Damit fällt die gesamte Standesethik des Gesundheitswesens weg, aber ein Gesundheitswesen ohne Ethik ist tödlich für ein Volk. Die Ärzte werden zu Mördern, sie betrügen und machen alles für Geld. Man hat sich für eine „Aufklärungskampagne“ entschlossen, der Druck auf Ärzte wird wachsen und der auf Frauen auch. Das reicht Ihnen wohl noch nicht? Das ist keine Alternative. Wie will ich ein Bewußtsein ändern, wenn ich per Gesetz das Bewußtsei schaffe, daß Abtreibung ein Rechtsanspruch ist? Das ist alles blabla. Eigentlich müßten Sie ja jetzt Konsequenzen ziehen aus den Vorgängen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich zu einer Kapitulation in diesem Ausmaß gezwungen bin. Ich habe einen großen Teil meines Lebens für die CDU geopfert und bin mit ihr groß geworden, aber der Kampf ist jetzt sinnlos geworden. Ich kann diese Entscheidungen nicht mittragen. Ich verliere sonst mein Gesicht, wenn, wie jetzt geschehen, ie ro Jahrfestgechrieben wird. Sie geben Ihr Parteibuch zurück? Was anderes bleibt mir gar nicht übrig.

Foto: Kai Jochem Interview: Holger Reile