Amal–Führer Berri über den Lagerkrieg mit der PLO

Beirut (taz) - Am Montag jährte sich das „Verschwinden“ des Imam Musa Sadr, Gründer der libanesischen Schiitenbewegung Amal, zum neunten Mal. Musa Sadr gründete die Amal 1974 als „Bewegung der Unterdrückten“, unterstützt von PLO–Chef Arafat, der Amal später mit Waffen versorgte. 1979 verschwand Musa Sadr auf dem Luftweg von Libyen nach Italien spurlos. Am Sonntag sprach Nabin Berri, Nachfolger Musa Sadrs und Minister für Justiz und Angelegenheiten des Südlibanons, vor etwa 15.000 Anhängern der prosyrischen Amal im ostlibanesischen Baalbek. Im Mittelpunkt von Berris Rede stand der seit zwei Jahren anhaltende „Lagerkrieg“ zwischen der Amal und der PLO. Sein am Sonntag vorgestellter Vier–Punkte– Plan fordert die PLO zum wiederholten Mal zum Abzug aus einigen strategisch wichtigen Positionen im Südlibanon auf. Außerdem schlägt er vor, verschiedene Verbindungskomitees zwischen Amal, den Volks–Komitees der umkämpften Lager und entweder syrischen Beobachtern oder Offizieren der libanesischen Sicherheitskräfte einzurichten. In Beirut soll in Zukunft ein Beobachtungskomitee anfallende Probleme regeln. Sollte die PLO sich den Forderungen beugen, versprach Berri, die Blockade aufzuheben und den Wiederaufbau der zu 50 bis 95 Prozent zerstörten Lager zum Beginn des Winters Anfang November zu erlauben. Bei einer Tour durch den Südlibanon, den der Minister seit der israelischen Invasion von 1982 nicht mehr betreten hat, kündigte Berri am Montag an, er selbst werde die belagerten Camps besuchen und mit der Bevölkerung reden. Petra Groll