Metaller kämpfen um ihre Existenz

■ Mißmanagement führte nach Ansicht der Betroffenen zur Pleite eines Betriebes / Arbeiter halten den Betrieb besetzt / Arbeitsgruppe „Zukunft“ überlegt Weiterführung in Selbstverwaltung

Eschwege (taz) - Seit vergangenen Freitag halten die 400 Beschäftigten der Eschweger Werkzeugmaschinenfabrik Präwema ihren Betrieb besetzt. Die 400 nordhessischen Metaller sehen in dieser Besetzung die einzige Möglichkeit, eine drohende Schließung des Betriebes zu verhindern. Ihr Motto: „Rettet unsere Arbeitsplätze und die Region - Präwema!“ Die Zahl der Arbeitsplätze (in Bergbau, Industrie und produzierendem Handwerk) verringerte sich im Werra–Meißner– Kreis seit 1970 um über 30 Prozent auf noch 10.475 im vergangenen Jahr. Zur Zeit stehen im Arbeitsamtbezirk Hertfeld, zu dem Eschwege gehört, 5.144 registrierten Arbeitslosen 285 offene Stellen gegenüber. Der Eschweger Bürgermeister Jürgen Fix: Massenentlassungen oder eine Unternehmensschließung hätten „katastrophale Auswirkungen“. Die 260 Facharbeiter, 40 Aus zubildenden und 100 Angestellten der Maschinenfabrik, des drittgrößten Eschweger Betriebes, stellen computergesteuerte Schleifmaschinen und Sondermaschinen vor allem für die Automobilindustrie her. Sie beschlossen am vorigen Freitag einstimmig die Besetzung (zunächst in Form einer bis gestern andauernden Betriebsversammlung) des Werkes, nachdem es die hessische Landesregierung abgelehnt hatte, der Firma erneut (nach eines Landesbürgschaft zu Beginn des Jahres) eine finanzielle Unterstützung zu gewähren. Während die Geschäftsführung der Präwema unternehmensinterne Probleme und die Marktentwicklung für die Unternehmensmisere und einen 60prozentigen Auftragsrückgang verantwortlich macht, führt der Betriebsrat die Lage auf das Mißmanagement der Geschäftsleitung und den Entzug von Geldern aus dem Unternehmen zurück. Am Dienstag stellte die Geschäftsleitung von Präwema beim Amtsgericht Eschwege einen Vergleichsantrag, nachdem Versuche einen Käufer für das Werk zu finden, gescheitert sind. Die Beschäftigten sichern rund um die Uhr das Werk, haben der bisherigen Geschäftsführung das Betreten des Werksgeländes verboten, fertigen wichtige Aufträge in eigener Regie weiter und versuchen, durch Informationsstände und Versammlungen mit Politikern auch außerhalb des Werkes Nachdruck hinter ihre Forderungen zu setzen. Gleichzeitig versuchen Belegschaftsangehörige mit Unterstützung von Vertretern der IG Metall, anderen Betriebsräten und Wirtschaftswissenschaftlern in einer Arbeitsgruppe „Zukunft“ Konzepte zur Fortführung des Unternehmens - unter Umständen auch in eigener Verwaltung - zu entwickeln. Wolfgang Lieberknecht tazintern