Nobelfirma Daimler bleibt stur

■ Daimler–Zentrale in Stuttgart rechtfertigt Entlassungen der 2.800 Streikenden in Südafrika / Solidaritätsaktion der IG–Metall / NUMSA weiter verhandlungsbereit

Von Martin Kempe

Berlin (taz) - Die fristlose Entlassung von 2.800 streikenden Daimler–Arbeitern in Südafrika hat gestern auch in der Bundesrepublik zu Reaktionen geführt. Während die gefeuerten schwarzen Daimler–Arbeiter vor den Werkstoren in East–London demonstrierten, kündigte der IG– Metall–Vorsitzende Steinkühler eine Solidaritätsaktion für die südafrikanischen Kollegen an. Vertreter der südafrikanischen Metallarbeitergewerkschaft NUMSA erklärten gestern erneut, zu weiteren Verhandlungen bereit zu sein, doch das Daimler– Management war bis Redaktionsschluß nicht darauf eingegangen. Einzelne Gewerkschafter halten das letzte Angebot von Daimler - eine Erhöhung des Mindestlohns auf 4,04 Rand (etwa 3,60DM) und einen Lohnausgleich für die geplante Kürzung der Wochenarbeitszeit von 43 auf 40 Stunden - schon für einen Erfolg, doch die ungebrochene Streikbereitschaft an der Basis, so NUMSA–Sprecher Viwe Gxarise, läßt eine Beilegung des Konflikts nicht zu. Eine Sprecherin der Daimler– Zentrale in Stuttgart–Untertürkheim bestätigte gegenüber der taz, daß das südafrikanische Daimler–Management zwar prinzipiell selbständig, aber dennoch in enger Abstimmung mit der Konzernspitze in Deutschland handele. Man bedaure, daß es in dem Arbeitskonflikt zu einer derartigen Zuspitzung gekommen sei. Daß die Stuttgarter Zentrale auf Gesprächsbereitschaft gedrängt habe, lasse sich daraus ablesen, daß man erst jetzt, nach fünf Wochen zum Instrument der Entlassung gegriffen habe. „Üblich ist das dort nach einer Woche“, erläuterte die Sprecherin ihre Sicht der südafrikanischen Verhältnisse. Daimler müsse sich auch der Konkurrenz auf dem südafrikanischen Markt stellen. Fortsetzung auf Seite 2 Wenn die Löhne entsprechend der Gewerkschaftsforderung erhöht würden, lägen sie über denen in der übrigen Branche. Das Verhalten von Daimler–Benz/Südafrika sei nicht von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen dort zu trennen. Insofern könne man auch nicht die deutschen Maßstäbe hinsichtlich des Umgangs mit den Gewerkschaften anlegen. Der IG–Metall–Vorsitzende Steinkühler, gleichzeitig Präsident des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB), verurteilte gestern in einer Erklärung das Vorgehen von Daimler– Benz in Südafrika. Mit der fristlosen Entlassung mache sich Daimler ein Kampfmittel zu eigen, dessen Einsatz nur in einem Unrechtsregime möglich sei. „Die Konzernspitze in Untertürkheim“, so Steinkühler, „trägt für diese Politik eine entscheidende Mitverantwortung“. Das Management müsse von der Stuttgarter Konzernzentrale schleunigst angewiesen werden, endlich konstruktive Verhandlungen mit der NUMSA aufnehmen. Den 2.800 gefeuerten schwarzen Daimler–Arbeitern und der südafrikanischen „Schwestergewerkschaft“ NUMSA sicherte Steinkühler die Solidarität und Unterstützung der IG Metall zu. Nach Informationen der taz hat die IGM inzwischen eine Einladung an zwei Gewerkschaftsvertreter von Daimler–Benz/Südafrika ausgesprochen. Sie sollen in der nächsten Woche in die BRD kommen. Außerdem hat die IGM ein Solidaritätskonto für die Streikenden eingerichtet (siehe Kasten). Da Streikkassen gesetzlich verboten sind, sind die Arbeiter auf Unterstützung von außen angewiesen. Vom Gesamtbetriebsrat der Da imler AG in Stuttgart war bis Redaktionsschluß keine Stellungnahme zu erhalten.