Trostpflaster für Ozonschicht

■ Internationales Abkommen zum Schutz der Ozonschicht verabschiedet / Ozon–zerstörende Fluorchlorwasserstoffe sollen bis zum Jahr 2000 halbiert werden / Experten bleiben skeptisch

Berlin (taz) - Vertreter aus 46 Ländern haben gestern in der kanadischen Stadt Montreal ein Abkommen zum Schutz der Ozonschicht verabschiedet. Danach soll der Verbrauch von Ozon–zerstörenden Fluorchlorwasserstoffen (FCKW) bis zum Jahr 2000 halbiert werden. Ozon ist ein Bestandteil der irdischen Schutzhülle. Es filtert den ultravioletten Anteil des Sonnenlichts aus, der Hautkrebs auslöst. FCKW dienen als Treibgas in Sprays, als Kühlmittel im Kühlschrank und als Aufschäumer von Kunststoffen - zum Beispiel von Isolationsverpackungen für McDonalds Hamburger. Das Abkommen sieht vor, daß bis 1990 jährlich nicht mehr FCKW als 1986 verbraucht werden, bis 1994 dann 20 Prozent und bis 1999 weitere 30 Prozent weniger. Für sozialistische Staaten richten sich die Beschränkungen nach dem Verbrauch, wie er im Fünfjahresplan bis 1990 festgelegt ist; Länder der Dritten Welt dürfen ihren - im Vergleich zu den Industriestaaten allerdings geringfügigen - Verbrauch in den nächsten zehn Jahren noch etwas steigern. Die EG erzeugt fast die Hälfte der weltweit verbrauchten FCKW und hat ein Abkommen zur Produktionsverringerung jahrelang boykottiert. Erst vor einigen Wochen haben sich die deutschen Hersteller von Sprays verpflichtet, FCKW ab 1990 nicht mehr zu verwenden. Fraglich ist, ob das Abkommen die Ozonschicht tatsächlich wirksam schützt. Ihr jetziger Zustand kann nach Expertenmeinung nur erhalten werden, wenn höchstens noch ein Fünftel der heutigen FCKW–Menge in die Atmosphäre gelangen würde. Jedes Prozent weniger Ozon jedoch erhöhe, nach Auffassung von Prof. Crutzen vom Mainzer Max–Planck–Institut, das Risiko von Hautkrebs um bis zu vier Prozent. In den USA wurden schon 40 Millionen Fälle von Hautkrebs bis zum Jahr 2060 prognostiziert. raw