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Neue Chance?

■ Zur Kandidatenkür in Südkorea

Ohne Einheit werden wir nichts gegen die Diktatur erreichen.“ Das war drei Jahre lang, abseits aller ideologischen und strategischen Differenzen, Konsens in der südkoreanischen Opposition. Mit einem bunten Einheitsbündnis gewann sie 1984 überraschend ein Drittel der Parlamentssitze, mit Massendemonstrationen zwang sie im Juni dieses Jahres das Regime Chun Doo Hwan zu weitreichenden Zugeständnissen, und mit einem einzigen Kandidaten sollten auch die für Dezember erwarteten Präsidentschaftswahlen gegen den designierten Regierungskandidaten General Roo Tae Woo gewonnen werden. Damit ist es vorerst vorbei: Die beiden langjährigen Paradepferde der bürgerlichen Opposition, Kim Dae Jung und Kim Young Sam, haben öffentlich eingestanden, daß keiner von ihnen zurückstecken mag. Zu groß sind offenbar Ehrgeiz und Versuchung, nach Jahren von Hausarrest, Pressezensur, Exil und Verfolgung die eigene Popularität zu testen. Zu groß vermutlich auch der über Dekaden angehäufte Groll über versteckte Demütigungen und Seitenhiebe durch den anderen. Doch was immer die Gründe der Spaltung en detail sein mögen, zwei Oppositionskandidaten haben entgegen dem ersten Anschein auch ihre Vorteile. Sie eröffnen den Volksorganisationen die Möglichkeit, die beiden Kims, deren politische Programme bislang alles andere als klar sind, auf inhaltliche Positionen festzulegen und dann zu entscheiden, wen sie unterstützen. Das Rennen ist eröffnet. Das Risiko eines erneuten Militärputsches im Vorolympiajahr ist gering, und nach der Erklärung des Altpolitikers Kim Yong Pil, auch er werdeantreten, stehen die Chancen gut, daß auch die Stimmen im reaktionären Lager nicht nur einem Mann zufallen. Nina Boschmann

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