Prozeß gegen ETA–Kommando

■ Zur Eröffnung der Verhandlung explodierte unweit des Gerichts eine Bombe / Politisches Klima im Baskenland wird immer militanter / Festnahme im französischen Baskenland erfolgt

Madrid (afp/dpa/taz) - Zwei Bomben sind gestern im Stadtzentrum von Madrid unweit des Gerichtspalastes explodiert, in dem kurz zuvor der Prozeß gegen acht mutmaßliche Mitglieder des ETA–Kommandos „Madrid“ begonnen hatte. Die drei Männer und fünf Frauen sind in diesem ersten Verfahren lediglich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie wegen aller damit zusammenhängender Delikte wie illegaler Waffen– und Sprengstoffbesitz oder Dokumentenfälschung angeklagt. In späteren Prozessen haben sie sich wegen verschiedener Attentate zu verantworten. Zu den Attentaten, die der ETA–militar angelastet werden, gehört der Anschlag auf einen Polizeibus im Juli 1986, der zwölf Tote und 24 Verletzte forderte. Im Baskenland ist das Klima unterdessen immer gespannter. Nachdem in den letzten Wochen fast täglich ein Attentat verübt worden war, hatte die „Vereinigte Polizeigewerkschaft Spaniens“ (SUP) am Sonntag nach der Beerdigung eines Kollegen, der einem Anschlag zum Opfer gefallen war, ein Kommunique herausgegeben. Darin heißt es: „Wenn sich die Polizei, die ihr (die ETA d.Red.) Mörder und Unterdrücker nennt, nach einem so traurigen Vorfall wie dem gestrigen von ihren Gefühlen leiten ließe, bräuchtet ihr keine Richter mehr und ihr bekämt, was ihr verdient.“ Spanische Polizei und Guardia Civil werden im Baskenland von der Gesellschaft geschnitten, sie müssen interniert und unter strengen Sicherheitsmaßnahmen leben. Die nationalistischen baskischen Parteien fordern seit langem den Abzug der spanischen Polizei und Guardia Civil aus dem Baskenland und ihre Ersetzung durch die baskische Polizei Ertzaintza. Ein mutmaßlicher Führer der ETA–militar ist am Mittwoch im französischen Baskenland festgenommen worden. Der 39jährige Santiago Arrospide Sarasola, „Santi Podros“ genannt, war vor zwei Jahren untergetaucht. ant