Größte Behindertendemo in den USA

■ 1.200 Menschen kamen zu Aktionstagen in San Francisco: gegen Ausgrenzung aus dem Nahverkehr/ 126 Behinderte festgenommen / Am 3. Oktober Demonstration in Kassel

San Francisco/Bonn (taz) - Zur bisher größten Behindertendemonstration in den USA kam es bei den Aktionstagen gegen die Ausgrenzung Behinderter aus dem Öffentlichen Nahverkehr, die gestern nachmittag zu Ende gingen. Zum Auftakt zogen 1.200 Menschen, zum allergrößten Teil RollstuhlfahrerInnen, durch San Francisco, wo gleichzeitig der bundesweite Verband der kommunalen Verkehrsorganisationen, APTA, tagte. Montag und Dienstag wurde der Forderung nach behindertengerechten Verkehrsmitteln durch Blockadeaktionen, an denen sich jeweils etwa 200 Leute beteiligten, Nachdruck verliehen. Dabei wurden kurzfristig die in je dem US–Krimi zu bewundernden Cable Cars lahmgelegt. Während der Aktionstage, auf die sich die Polizei durch das Mieten von behindertengerechten Gefangenentransportern und Gefängniszellen vorbereitet hatte, wurden insgesamt 126 RollstuhlfahrerInnen vorläufig festgenommen. Ein Polizist wurde bei dem Versuch, einen Rollstuhlfahrer abzutransportieren, am Bein verletzt. Hintergrund der Protestaktionen ist die Weigerung der APTA, einem Gesetz zu entsprechen, das letztes Jahr verabschiedet wurde und das vorsieht, daß alle neu von kommunalen Verkehrsbetrieben angeschafften Busse über eine Hebebühne für Rollstühle verfügen müssen. Die APTA hat gegen diese Bestimmung prozessiert und erwirkt, daß als Ersatz für diese Busse auch ein spezieller Behindertenfahrdienst angeboten werden kann. Damit aber mögen sich die Behinderten nicht begnügen, zumal ihnen nur insgesamt fünf Fahrten pro Monat zugestanden werden. Die US–AktivistInnen solidarisierten sich mit der Demonstration, die am kommenden Samstag in Kassel von Behindertengruppen durchgeführt wird. Auch in Helsinki hat letzte Woche eine größere Demonstration Behinderter gegen die Ausgrenzung aus dem Nahverkehr stattgefunden. oto/tede