Fijis Putsch verliert an Unterstützung

■ Zehn Tage nach der Machtübernahme des Oberst Rabuka ist die Machtfrage noch ungeklärt / Gestürzte Staatschefs wollen Einheitskabinett / Rausschmiß aus dem Commonwealth wäre wirtschaftliches Desaster

Von Eckart Garbe

Hamburg (taz) - Hält er sich? Hält er sich nicht? Dies fragen sich wohl alle , die in den letzten zehn Tagen die vollmundigen Äußerungen des fijianischen Putschisten Oberst Sitiveni Rabuka verfolgt haben. Die Verfassung sei außer Kraft gesetzt, der britische Gouverneur entmachtet, er selbst werde in Zukunft über Dinge wie Gnadengesuche und die Ernennung von Richtern entscheiden, Fiji werde zur Republik erklärt, hatte der schneidige Oberst nach seinem zweiten Coup innerhalb von 19 Wochen verkündet. Doch inzwischen mehren sich die Zeichen, daß die innenpolitische Unterstützung für den Staatsstreich bröckelt, von der Empörung der Krone ganz zu schweigen. Das Staatsoberhaupt von Fiji, die britische Queen, warf am letzten Donnerstag im örtlichen Radio dem Putsch–Oberst Rabuka ungewöhnlich scharf Treuebruch vor und bezeichnete den Coup als illegale Gewaltaktion. Soldaten beendeten das Programm. Inzwischen wächst die Isolation der Putschisten. Zahllose Chiefs, die wie auch Oberst Rabuka in dem zur Hälfte von Indern bewohnten Land die Position der Einheimischen im Staatswesen gestärkt sehen möchten, sind angesichts der Intervention aus London umgeschwenkt. Sie unterstüt zen jetzt den Vermittlungskurs des General–Gouverneurs Ratu Ganilau. Die beiden Rivalen und Ex–Ministerpräsidenten Ratu Mara und Dr. Bavadra haben sich inzwischen auf ein Einheitskabinett geeinigt und machen jetzt gemeinsam gegen Rabuka Front. Ein für gestern angesetztes Treffen der beiden mit Rabuka scheiterte daran, daß man sich nicht auf den Treffpunkt einigen konnte. Als Hilfstruppe steht dem Mann, den man in Suva heimlich „Südsee–Rambo“ nennt, nur noch das „Taukei Movement“ beiseite. Taukei heißt soviel wie „unsere Scholle“. Die Bewegung hatte sich nach Wahlen im April dieses Jahres gebildet, die die Coups ausgelöst hatten. Taukei störte, daß im Kabinett des vor allen von den 49 Prozent Indern unterstützten Arztes Bavadra keine traditionelle Chiefs mehr vertreten waren. Die militante Bewegung hatte anfangs Zulauf aus dem Umkreis des abgewählten Ratu Mara. Taukei warf Mara jedoch vor, mit den „Indern zu nachsichtig“ umzugehen. Dr. Bavadra nannte die Bewegung einen Strohmann in einem von Indern beherrschten Kabinett. Ihre Agitatoren warnten, die Fijis müßten sich dagegen wehren, notfalls mit Gewalt. Neben der dogmatisch–methodistischen Taukei–Bewegung stärkt allein die Armee den Put schisten noch den Rücken. Die freilich ist drastisch angewachsen: von 2.670 Mann beim ersten Putsch im Mai auf nun ca. 6.500. Bis zum kommenden Samstag muß sich zeigen, ob der Putsch– Oberst mit seinen Mannen einen Durchmarsch wagt oder blufft. Am 10. Oktober feiert Fiji nämlich zum 17. Mal seine Unabhängigkeit. Auf der Tribüne, die schon aufgebaut ist, dürfte dann nur ein Mann als Staatschef stehen: Steve Rabuka oder Gouverneur Ratu Ganilau. Zeigt sich Rabuka in den nächsten Tagen nicht kompromißbereit, droht ihm die Entlassung und eine Anklage wegen Hochverrats. Angesichts des Liebesentzugs der Chiefs dürften die Sympathien für die Revolte dann rasch schwinden. Ob die Militärs dem lange standhalten, scheint fraglich. Woraus Rabuka den Sold für die hastig hochgepäppelte Truppe bestreiten will, ist ohnehin schleierhaft. Commonwealth–Staaten wie Neuseeland, Australien und Großbritannien drohen mit Sanktionen, Embargo, Boykottmaßnahmen. Schon jetzt driftet Fiji auf eine schwere Wirtschafts– und Finanzkrise zu. Fijis Zuckerexport ist längst zum Erliegen gekommen. Noch 1986 erzielte das Land mit 500.000 Tonnen einen Rekord. Die indischen Bauern reagierten auf den Coup im Mai mit einem Ernteboykott. Das bedeutet nahezu einen Kollaps des seit 100 Jahren wichtigsten Exportguts der Inseln. Und da Fiji feste Zuckerkontingente an feste Kunden verkauft, die es nun zum Großteil erstmals enttäuscht, bedeutet der Einbruch vermutlich Verluste auf Jahre hinaus. Schon nach dem ersten Coup mußte Rabuka die Landeswährung abwerten. Mit Lockangeboten köderte das Land daraufhin Touristen aus Australien und den USA. Noch nie waren Flitterwochenreisen nach Fiji so billig wie seit dem zweiten Putsch. Erste Investoren verabschieden sich. Konkurrenten wie Bali und Honolulu ziehen auf und davon: Die Aktion von Rabuka hat den Inselstaat Fiji schon jetzt an den Rand des Ruins gebracht.