Literaten bewirken doch was: Auflagenplus für die taz

■ Nach dreitägigem Intermezzo mit Dichterinnen und Denkern in der Wattstraße zogen die frischgebackenen Ex–tazler Bilanz / taz–Technik war begeistert

Aus Frankfurt Heide Platen

„Literaten machen die taz“ - ein dreitägiges Experiment ist zuende. War es erfolgreich für LeserInnen, Literaten und für die taz selbst? Auf der Buchmesse stellten sich gestern diesen Fragen Johannes Mario Simmel, Gabriele Goettle, Katharina Kaever, Istvan Eörsy, Libuse Monikova und György Dalos. Warum kein Bericht von der Buchmesse zum Beispiel? Ganz bewußt nicht! Gab es Honorar? Ja, ganz wenig und „Einheitslohn“. Die Auflage der taz stieg von 105.000 am ersten auf 120.000 am dritten Tag. Libuse Monikova schilderte ihre Not in der Kulturredaktion, immer hätte sie früher fertig sein müssen mit ihren Beiträgen. Die Politik habe Vorrang gehabt. Unisono lobten die SchriftstellerInnen die gute Zusammenarbeit untereinander. Junge und alte, west– und osteuropäische Literaten hätten sehr schnell eine „homogene Gruppe“ ergeben. Istvan Eörsy betonte, er sei vom „betrügerischen Reichtum“ der Nachrichten fasziniert gewesen. Fortsetzung auf Seite 5 György Dalos berichtete davon, wie es ihn als ungarischen Schriftsteller berührt habe, in einer Tageszeitung nach seinem Gusto berichten zu können. Kultur–Redakteur Mathias Bröckers unterstrich die Absicht, mit der die „Affäre Barschel“ drei Tage lang im Blatt vermieden wurde. Korrupte und verlogene Politiker seien nun einmal kein Skandal sondern kruder Alltag. Die Aktualität des Falles Barschel sei ihm in „ihrer gespenstischen Gleichheit“ zu anderen Fällen Anregung für seine Vorstellungskraft gewesen, habe aber nicht sein zusätzliches Informationsbedürfnis angeregt, sagte György Dalos. Monikova betonte zum Abschluß, alle gemeinsam hätten sie versucht, für drei Tage Journalisten zu sein, „und zwar schlechte“, aber dennoch ihren literarischen Anspruch nicht aufzugeben. Sie lobte den Mut der taz, ihnen die Zeitung zu überlassen. Die SchriftstellerInnen wollen wiederkommen. Wir warten.