Raketenklau leicht gemacht

■ US–Kongreß alarmiert: tragbare Raketen auf deutschen Stützpunkten der Amis nicht diebstahlsicher / Geklaute Raketen schon im Golf?

Washington/Berlin (ap/taz) - Wer eine tragbare Rakete klauen möchte, hat es leicht. Er muß sich nur in einen westdeutschen Stützpunkt der US–Armee rein– und samt der Rakete wieder rausschmuggeln. Auf dem Depotgelände hat er die Wahl: in leichten Blechschuppen mit der Aufschrift „Stinger“ lagern Flugabwehrraketen gleichen Namens; „Dragon“ und „TOW“, die sich zum Schießen auf Panzer eignen, sind unter freiem Himmel zu finden oder in verrammelten Schuppen mit kaputten Schlössern. Waffen wie auf dem Präsentierteller für Terroristen - das Revisionsamt des US–Kongresses ist alarmiert. Am Mittwoch legten der republikanische Senator Pete Wilson und sein demokratischer Kollege John Glenn einen Bericht des Amtes vor, der die Zustände auf den US–Stützpunkten heftig kritisiert: Ungeeignete Depots, defekte Überwachungssysteme, unzureichende Ausrüstung und Ausbildung der Wachmannschaften, miserable Buchführung und Bestandskontrolle. Bisweilen wurden Raketen auch gar nicht gefunden. Laut Bericht ordnete das Heeresraketenkommando im September vergangenen Jahres an, daß 24 in Europa gelagerte Stinger binnen eines Monats herausgesucht werden sollten. Geortet wurden die 24 jedoch erst im August dieses Jahres, bei dreien ist man sich aber nicht ganz sicher. Sie seien für ein Geheimprojekt abgezweigt worden, sagte Glenn, aber „wir haben nicht einmal den Nachweis, daß sie sich in befreundeter Hand befinden“. Das Gegenteil könnte der Fall sein: Beamte des Verteidigungsministeriums berichteten, Reste solcher Raketen seien an Bord des iranischen Schiffs gefunden worden, das vor zwei Wochen im Persischen Golf einen amerikanischen Militärhubschrauber beschoß. Man nimmt an, daß die Iraner die Raketen von afghanischen Moslemrebellen bekommen haben, die auch von den USA unterstützt werden. raw