Politischer Streit mit Todesfolge

■ Der seit 1982 als politischer Flüchtling in Hamburg lebende türkische Tänzer Erol Aydin wurde im Verlauf eines Streits zwischen Dev Genc–Avrupa– und Dev Yol–Anhängern erschossen / Täter unbekannt / Dev Yol: „Den Kampf mit Argumenten statt mit Waffen führen“

Von R. Scholz u. K. v. Appen

Hamburg (taz) - Für den 31jährigen türkischen Tänzer Erol Aydin endete ein Kneipenbesuch am Samstag tödlich. Gegen zwei Uhr am Morgen wurde er nach einem heftigen Streit zwischen Dev– Yol–Anhängern und Mitgliedern der Gruppe Dev Genc Avrupa - die Nachfolgeorganisation der verbotenen Dev Sol - tödlich von Schüssen getroffen. Sieben weitere Personen erlitten Verletzun gen, zwei von ihnen liegen noch im Krankenhaus. Bei Redaktionsschluß wurde der 34jährige Sympathisant von Dev Yol, Yilmaz U. noch verhört, bisher aber nicht dem Haftrichter vorgeführt. Die Polizei fand am Tatort mehrere Waffen, konnte die Tatwaffe aber noch nicht sicherstellen. Anlaß des Streits war ein Solidaritäts– und Spendenaufruf für die streikenden LederarbeiterInnen in Istanbul, der auch von dem PKK–nahen Arbeiterverein „Feyka Kudistan“ unterschrieben worden war. Dev Yol macht Feyka Kurdistan für die Liquidation eigener Dissidenten verantwortlich und verweigerten daher Unterschriften und Spenden. Etwa gegen zwei Uhr seien dann laut Aussage von Dev Yol– Mitgliedern Dev Gencler mit Verstärkung und bewaffnet zurückgekommen. Sie seien auf die bereits im Aufbruch befindliche Dev– Yol–Gruppe losgegangen und hätten einige verprügelt, und im Gefolge des Kampfes Erol Aydin, genannt „Yavuz“, erschossen. Dev–Genc–Mitglieder bestreiten diese Version. Sie seien später zurückgekehrt, um nur unter deutschen Gästen zu sammeln. Sofort seien sie angegriffen worden. Im Gefolge der „Saalschlacht“ habe ein Dev Yoler eine Schußwaffe gezogen und geschossen. Irrtümlich habe er dabei „Yavuz“ getroffen. Die Dev Sol hatte sich zwar 1978 von Dev Yol wegen der Frage der Legitimation eines bewaffneten Kampfes abgespalten, zu tätlichen Auseiandersetzungen war es aber bisher nicht gekommen. In einer ersten Erklärung verurteilen die „Sympathisanten von Dev–Yol“ und der ihnen nachestehende „Kulturladen“ die Aktion. „Wir werden weiterhin dafür eintreten, daß politische Auseinandersetzungen zwischen linken Gruppen mit Argumenten und Diskussionen geführt werden.“