Für die Kumpel brennt die Lunte

■ Am Samstag demonstrierten im westfälischen Lünen 36.000 Menschen gegen die Kohlepolitik von Wirtschaftsminister Bangemann / Auch CDU–Redner aus dem Pott findet, Solidarität sei nötig

Lünen/Berlin (dpa/taz) - Einen Tag lang war die westfälische Kleinstadt Lünen Hochburg einer Großen Koalition gegen die Steinkohlepolitik von Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann. Die IG Bergbau und Energie (IGBE) hatte am Samstag zur Kundgebung gerufen, 36.000 Menschen waren gekommen: Kumpel aus den Zechen im östlichen Ruhrgebiet, Mitglieder anderer Gewerkschaften, SPD– Ortsvereine, Kirchengemeinden, ganze Belegschaften von Zulie ferbetrieben. „Die Lunte brennt“ stand auf einem Transparent, denn, so ein anderes, „Der Bergmann, einst Retter in der Not, heut schlägt Bangemannn ihn tot“. Zu den Kundgebungsrednern gehörte auch ein CDU–Mann. Der zweite IGBE–Vorsitzende Walter Beer unterstrich die Forderung nach einer großen Kohlerunde. „Herr Bundeskanzler, Sie müssen jetzt die Initiative ergreifen. Es muß Schluß sein mit der Salamitaktik des Bundeswirtschaftsministers“, rief Beer aus. Anson sten würden die Regionen an Rhein und Ruhr, in Aachen und an der Saar „bald einem Armenhaus gleichen“. Der SPD–Bundestagsabgeordnete Heinz Westphal warf Bangemann vor, eine „Anti–Kohle–Politik“ zu betreiben. Er wies die Anschuldigung zurück, die SPD würde mit ihrem Beschluß gegen die Kernenergie die Bergleute verraten. Die Solidarität aller Bundesländer mit dem Bergbau forderte der Vorsitzende der CDU– Ruhrgebiet, Norbert Lammert, ein. Wer die im Jahrhundertvertrag festgeschriebenen Mengen in Frage stelle, werde mit der CDU keine Mehrheiten bekommen. Lünens Bürgermeister Hans–Werner Harzer (SPD) teilte mit, daß nun auch Bangemann die Bürgermeister der fünf Bergbaustädte des östlichen Ruhrgebiets, die sich kürzlich zu einer „kommunalen Kohlerunde“ zusammengeschlossen hatten, nach Bonn eingeladen habe. Der Landesvorsitzende der NRW–CDU, Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, versicherte in einer Pressemitteilung, die CDU in NRW stehe weiter an der Seite der Kumpel. Bundeswirschaftsminister Bangemann meldete sich aus Baden–Baden, wo der FDP–Bundeshauptausschuß tagte. Er kritisierte, daß sich die Ministerpräsidenten „leichtfertig“ um jede Entscheidung über den Kohle–Jahrhundertvertrag herumgedrückt hätten. Bangemann bekräftigte seine Auffassung, die hohen Subventionen für Kohle und Stahl könnten nicht aufrechterhalten werden. Strukturwandel sei die einzige Chance, den Wohlstand zu wahren. Die saarländische SPD forderte auf ihrem Parteitag in Saarbrücken die Bundesregierung auf, alles zur Sicherung eines größtmöglichen Beitrags der heimischen Kohle zur Sicherung der nationalen Energiereserve zu unternehmen. raw