: Krach bei Rowohlt um Duve–Projekt
■ Für rororo–aktuell geplante Dokumentation über Kieler Affäre nun beim Steidl–Verlag / Verlagsleiter legte Veto ein
Aus Hamburg Ute Scheub
Das Epizentrum Kiel löst immer neue Erschütterungen aus - diesmal in Reinbek und Göttingen. Weil Rowohlt–Verlagsleiter Michael Naumann vor einer Woche sein Veto einlegte, wurde das für rororo aktuell geplante Buch „Waterkantgate - Die Kieler Affäre“ mitten im Druck gestoppt. Die 224 Seiten starke Publikation sollte alle Spiegel–Artikel zum Thema enthalten sowie alte und neue Beiträge von Rudolf Augstein, Klaus Bölling, Klaus Staeck, Freimut Duve und Neal Acherson, Leitartikler beim britischen Observer. Auf Initiative des Herausgebers und Spiegel– Ressortleiters Bölsche wird es nun in der geplanten Fassung Mitte November beim Steidl–Verlag in Göttingen erscheinen. Rowohlt–Verlagsleiter Naumann, ehemaliger Auslandschef des Spiegel, begründete sein Veto gegenüber der taz damit, daß die Kieler Affäre noch gar nicht abgeschlossen sei; z.B. sei nach wie vor unklar, was Engholm und seine Partei gewußt haben. Auch juristisch sei die Sache schwierig. Naumann bestreitet, was Kollegen im Hause Rowohlt vermuten, daß es auch um den Kopf des rororo aktuell–Herausgebers Freimut Duve gehen könnte. Im Dezember 1985, beim Aufkauf des Reinbeker Verlags durch den Mediengiganten Holtzbrinck, war Duve hausintern als neuer Verlagsleiter vorgeschlagen worden, mußte dann aber düpiert die Inthronisierung Naumanns zur Kenntnis nehmen. Seitdem bestehen Spannungen zwischen den beiden. Duve wollte sich dazu nicht näher äußern. Inzwischen hat die Rowohlt–Geschäftsführung Klage wegen unlauteren Wettbewerbs gegen den Steidl– Verlag eingereicht. Steidl hatte die Dokumentation bei den Buchhändlern mit der Bemerkung angekündigt, sie sei von einem „großen norddeutschen Verlag“ angeboten worden. „Aus Gründen, die wir hier nicht erläutern dürfen, kann diese Publikation dort nicht erscheinen. Sie sollten es sich allerdings nicht nehmen lassen, diese Gründe bei der Geschäftsleitung kritisch zu erfragen.“
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