IRA: Sorry, war nicht so gemeint

■ Die „Irische Republikanische Armee“ bezeichnet den Bombenanschlag, bei dem elf Menschen starben, als „Versehen“ / Bombensuchgeräte sollen die Explosion ausgelöst haben

Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die „Irisch–Republikanische Armee“ (IRA) hat sich am Montagabend zu dem Bombenanschlag bekannt, bei dem am Sonntag im nordirischen Enniskillen elf Menschen getötet und 61 verletzt wurden. Die IRA bedauerte die Tat als „Versehen“ und fügte hinzu, die Explosion sei vermutlich durch elektronische Bombensuchgeräte der britischen Armee ausgelöst worden. Der Anschlag hätte den „Sicherheitskräften“ gegolten, und die Zeitzünder–Bombe sei bereits vor langer Zeit gelegt worden. Die IRA–Erklärung wurde ausnahmsweise nicht durch das Pressebüro ihres politischen Flügels Sinn Fein (“Wir selbst“) veröffentlicht, sondern durch einen Dubliner Journalisten. Das deutet darauf hin, daß das Attentat innerhalb Sinn Feins stark umstritten ist. Sinn–Fein–Präsident Gerry Adams sagte am Montag: „Ich bedauere sehr, was passiert ist, und ich versuche nicht, den Bombenanschlag zu rechtfertigen.“ Für Sinn Fein wird der Anschlag erhebliche politische Konsequenzen haben. Protestantische Abgeordnete weigern sich seitdem, gemeinsam mit Sinn Fein an Stadtratssitzungen teilzunehmen. Noch eine Stunde vor der Bombenexplosion hatte Sean McManus, Vorstandsmitglied von Sinn Fein, protestantische Politiker zu Gesprächen über eine friedliche Lösung in Nordirland eingeladen. Die IRA wird vor allem finanzielle Unterstützung von Exil–Iren aus den USA verlieren, auch wenn der 85jährige Vorsitzende der Hilfsorganisation „NORAID“, Michael Flannery, in New York verkündete, daß der Anschlag die „unausweichliche Folge der britischen Herrschaft in Nordirland“ sei. Die katholischen Bischöfe haben angekündigt, am nächsten Sonntag in allen katholischen Kirchen Irlands eine Messe halten zu lassen, in der die Unterstützung der IRA zur Sünde erklärt werde - ein nicht zu unterschätzender Faktor im gläubigen Irland. Gestern wurde das erste der elf Opfer, die fast ausnahmslos RentnerInnen waren, beerdigt. Enniskillen ist seit Sonntag wie ausgestorben, die meisten Geschäfte bleiben in dieser Woche geschlossen. Nur die Reste der Gemeindehalle, in der die Bombe explodierte, sollen so schnell wie möglich abgerissen werden. Die nordirische Polizei hat behauptet, daß das Material für die Bombe in Enniskillen aus Libyen stamme. Der Sprengstoff sei identisch mit dem, der von der französischen Polizei auf dem Schiff „Eksund“ gefunden worden war, das Waffen für die IRA geladen hatte. Ein Mitglied der Schiffsbesatzung habe angeblich gestanden, daß die Waffen und der Sprengstoff in Libyen geladen wurden. Der rechtsradikale protestantische Pfarrer Paisley reagierte am Montag auf den Anschlag mit den Worten: „Die Zeit ist reif, daß wir das Gesetz in unsere eigenen Hände nehmen, sonst sind wir alle todgeweiht.“