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PVC: Von der Folie in den Käse

■ Hamburger Verbraucherzentrale fand in vier von fünf Läden Lebensmittel mit krebsverdächtiger Verpackung: PVC mit Weichmachern / Jetzt fordert sie ein generelles Verbot dieser PVC–Verpackung

Aus Hamburg Gabi Haas

Die Hamburger Verbraucherzentrale hat wegen der PVC–Folien, in die viele Lebensmittel verpackt sind, Alarm geschlagen. Sie fürchtet Krebsgefahr. Etwa achtzig Prozent aller Lebensmittelgeschäfte bieten Käse in der gesundheitsschädigenden Weich–PVC– Folien an. Zwar gibt es für die weichmacherhaltigen Verpackungen keine gesetzliche Regelung. Aber die Kunststoff–Kommission des Bundesgesundheitsamts (BGA) empfiehlt sie zum Einwickeln oder Frischhalten von Milcherzeugnissen überhaupt nicht zu verwenden. Der in PVC– Folien am häufigsten vorkommende Weichmacher DEHP (Diethylexylphtalat) hat sich in Tierversuchen als krebserregend erwiesen und löst sich besonders leicht in fett–, säure– und alkoholartigen Lebensmitteln. Je länger beispielsweise Käse in einer derartigen Verpackung lagert, desto mehr von den schädlichen Weichmachern nimmt er auf. Das gilt grundsätzlich auch für Frischfleisch, das bei der Stichprobenuntersuchung ausschließlich mit der Weich–PVC–Folie verpackt war. Für Fleisch will das BGA einen Weichmachergehalt von maximal 22 Prozent zulassen. Die Verbraucherzentrale fordert dagegen ein generelles Verbot aller PVC–haltigen Verpackungen. Eine Rolle spielen dabei auch die Umweltgefahren durch die Verbrennung des Kunststoffes bei der Müllbeseitigung. Dabei werden Dioxine und jährlich Hunderttausende von Tonnen Salzsäure frei - der saure Regen auf die Wälder. Die in Hamburg vor allem in Filialen großer Lebensmittelketten durchgeführte Marktkontrolle gilt auch für das gesamte Bundesgebiet als aussagefähig. Sie erbrachte für frisch–, vorverpackten und eingeschweißten Käse unterschiedliche Ergebnisse: So wurden die gefährlichen PVC–Weichmacher weniger in eingeschweißten und frischverpackten Produkten gefunden, aber bei zwei Drittel aller vorverpackten Käsestücke, die zunehmend in Selbstbedienungsläden angeboten werden. In kleinen Tante–Emma–Läden wird dagegen hauptsächlich normale Haushaltsfolie verwendet, die laut Stiftung Warentest völlig frei von Weichmachern ist. Fazit der Verbraucherzentrale: Hände weg von vorverpacktem Käse und Frischfleisch auf Folientablett. Greife lieber zur altbewährten Käseglocke.

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