„Dem mutigen Deserteure“

■ Der Volkstrauertrag stand im Zeichen des „Heldengedenkens“ / „Den Deserteuren“ ein DENKmal errichtet

Aus München Susanne Petz

München (taz) - Dem alljährlichen Ritual entsprechend standen im Mittelpunkt der meisten Veranstaltungen zum gestrigen Volkstrauertag Kriegerdenkmäler, an denen sich politische Repräsentanten vor dem Leid der Opfer, die gleichzeitig gehorsame Täter waren, verneigen. Den Heldendenkmälern mit Inschriften wie „Dem treuen tapferen Heere in Dankbarkeit und Anerkennung“ setzte die Deutsche Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V. (DFG–VK) am Wochenende in München ein Denkmal „Den Deserteuren“ entgegen. Initiatoren sind ehemalige Soldaten der Bundeswehr, die nachträglich den Kriegsdienst verweigert haben. Das Denkmal aus Bronze und Stein stellt Soldaten dar, die vor der symbolisierten Figur eines römischen Feldherrn in die Tiefe stürzen. Im Gegensatz zu den nunmehr zwei Denkmälern für Deserteure, die es in der BRD gibt (das erste wurde vor einem Jahr in Bremen aufgestellt), stehen allein in München ca. 50 Kriegerdenkmäler, für deren Unterhalt jährlich 180.000 Mark aufgewendet werden. Für die Erinnerung an Gehorsamsverweigerer gibt es in der Bayern–Metropole allerdings weder Platz noch Geld. Die Skulptur von Stefan von Reiswitz wurde durch Spenden, u.a. von den städtischen Grünen, finanziert und hat noch keinen festen Standort. Wunschplätze der Friedensgesellschaft sind das Münchner Kulturzentrum Gasteig, an dessen Stelle sich früher der „Bürgerbräukeller“ befand, in dem die Nazi–Epoche durch Hitlers Putsch eingeläutet wurde. Oder der Hofgarten, in dem der „Bayerische Kriegerbund“ den „Heldensöhnen“ des 1. Weltkrieges gedenkt. Aufgrund der politischen Machtverhältnisse in Stadtrat und Landtag kann mit der baldigen Genehmigung eines Standortes nicht gerechnet werden.