Stillegung aller Atomanlagen!

■ Konferenz der „alten“ und „neuen“ Anti–AKW–Bewegung in Braunschweig / Bundesweite Aktionswoche wird vorbereitet / Erklärung zu Mörfelden und Hafenstraße kam nicht zustande

Aus Braunschweig J. Voges

„Eine Klärung, einen Abbau von Ressentiments“ und „sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen den alten AKWlern und den Nach– Tschernobyl–Gruppen“, dies konstatierten gestern beide Richtungen der Anti–AKW–Bewegung, die am Wochenende in Braunschweig zur zweiten gemeinsamen Tagung der „Initiativen nach Tschernobyl“ und der „Atommüllkonferenz“ zusammengekommen waren. Die anwesenden knapp 300 AKW–GegnerInnen repräsentierten über 60 verschiedene Gruppen. „Vom Anfangsthema, der Belastung von Nahrungsmitteln“, so sagte Anna Beythin von den Braunschweiger „Eltern gegen Atomenergie“ auf der abschließenden Pressekonferenz, wären jetzt auch die „Nach– Tschernobyl–Gruppen auf die Frage der wirtschaftlichen und politischen Interessen gestoßen, die hinter dem Atomprogramm stehen“. Man würde sich jetzt auch mit der militärischen Dimension des Atomprogramms auseinandersetzen. Ergebnis der Annäherung in Braunschweig sind erste gemeinsame Aktionsvorschläge, die in den am Sonnabend tagenden Arbeitsgruppen beschlossen und dann vom Plenum übernommen wurden. Am 29. Februar 1988 soll mit einem bundesweiten „Abschalttag“ die Stillegung aller Atomanlagen propagiert werden. Für eine bundesweite Aktionswoche zum zweiten Jahrestag von Tschernobyl am 26.April wollen beide Richtungen einen gemeinsamen Aufruf und ein gemeinsames Plakat vorbereiten. In Aktionen und Veranstaltungen sollen die einzelnen Initiativen unter anderem die Themen „Stillegung“, „Verdrängung der Angst“ und „Der Weg zur Bombe“ behandeln. Nicht einigen konnte sich die gemeinsame Konferenz über eine Resolution zu den Ereignissen an der Startbahn West. Auch eine Erklärung zur Solidarität mit der Hafenstraße wurde nicht gemeinsam, sondern nur von der „Atommüllkonferenz“ und einzelnen „Nach–Tschernobyl–Inis“ beschlossen.