Satellit flügellahm

■ Der vorgestern mit der Ariane gestartete TV–Sat hat Probleme mit dem Sonnensegel / Zukünftige Nutzer sind skeptisch

Berlin (ap/taz) - „Eine neue Ära das Satelliten–Fernsehens“ sahen die im Überpfaffenhofener Raumfahrtzentrum versammelten Medienpolitiker angebrochen, als sie in der Nacht zum Samstag den Ariane–Start im fernen Kourou mit einer Startparty feierten. Etwas voreilig, wie sich später herausstellte. Der dreimal verschobene 20. Ariane–Start verlief zwar planmäßig, doch will sich der mit der Rakete beförderte direktstrahlende Fernseh–Satellit TV–Sat–1 nicht ganz zu entfalten. Eines der beiden 20 Meter langen, mit Solarzellen bestückten Sonnensegel läßt sich nicht richtig ausfahren. Sollte das Problem nicht bis zum Sendestart im kommenden Februar behoben sein, wird TV–Sat nur mit halber Leistung übertragen. Zwei der vorgesehenen vier Fernsehprogramme müßten dann gestrichen werden. Noch aber sind die Verantwortlichen optimistisch. Mit Drehmanövern will man in den nächsten Tagen versuchen, die Blockade zu beheben. Drei Wochen wird der Satellit brauchen, um seinem Stationierungsort auf der geostationären Umlaufbahn in 36.000 km Höhe entgegenzukreiseln. Erst dann wird klar sein, ob das Sonnensegel abgeschrieben werden muß. Das Defizit von TV–Sat, das jetzt den Bundeshaushalt schon mit 340 Mio. Mark belastet, hat, würde damit nochmals vergrößert: Fraglich ist auch, ob sich die vier Kanal–Interessenten Eins plus, 3 Sat, RTL plus und Sat 1 um die dann noch zu vergebenden Kanäle streiten werden. Sie blicken eher skeptisch in die Zukunft. Es könne heute noch nicht abgeschätzt werden, welches zusätzliche Zuschauerpotential sich durch den TV–Sat erschließen ließe, erklärte Sat–1–Geschäftsführer, Dötz nach dem Ariane– Start. Postminister Schwarz–Schilling reicht den Schwarzen Peter an die Geräte–Industrie weiter, die noch immer nicht die für den TV– Sat notwendigen Empfangsgeräte auf den Markt gebracht hätte. „In Japan wär das nicht passiert“, meinte der Minister in Oberpfaffenhofen. I.H.