Fahndung nach Waffennestern

■ Große Razzia gegen IRA–Mitglieder / Britische Regierung betreibt Propagandafeldzug nach Enniskillen–Anschlag

Belfast (taz) - Mit einem Großaufgebot von 7.000 Polizisten und Soldaten wird seit Wochenbeginn in der Republik Nordirland nach Waffen gefahndet, die die IRA in jüngster Zeit eingeschmuggelt haben soll. Justizminister Collins erklärte die Suchaktion, zu der beinahe ein Drittel der Streitkräfte aufgeboten wird, zur „wichtigsten Operation der Sicherheitskräfte im Land“. Bisher wurden 40 Personen festgenommen. Gleichzeitig teilte die Sinn Fein, der politische Arm der IRA, mit, 30 ihrer Mitglieder seien unter den festgenommenen Personen. Am Sonntag war die zwei Wochen zuvor durch den IRA–Bombenanschlag brutal beendete traditionelle Gedenkfeier für die Weltkriegstoten in Enniskillen wiederholt worden. Doch diesmal stand die Zeremonie im Zeichen der elf Opfer des IRA–Anschlags, die alle Protestanten waren. Die britische Regierung versucht derzeit, die allgemeine Stimmung gegen die IRA durch massive Propaganda auszunutzen. Die IRA hatte nach dem verheerenden Anschlag ihr Bedauern ausgedrückt und erklärt, daß die ferngesteuerte Bombe von britischen Metalldetektoren gezündet worden sei. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, „Zivilisten“ zu töten. Am letzten Mittwoch führte ein Techniker der britischen Armee ein selbstgebasteltes Modell der „IRA–Bombe“ im Fernsehen vor. Colonel Heap versuchte zu beweisen, daß die Bombe mit einer elektronischen Zeitschaltuhr ausgerüstet war und somit nicht ungewollt explodieren konnte. Das Blutbad sei von der IRA vorsätzlich angerichtet worden. Die IRA wies diese Behauptungen zurück. Vollends unglaubwürdig wurde Heaps Modell am Wochenende, als die britischen forensischen Experten bekanntgaben, daß sie mindestens zwei Monate brauchen würden, bis sie nähere Angaben über den Bombentyp machen könnten. Ralf Sotscheck