Volkswagen: „Made in America“ - Nein Danke

■ USA macht dicht / Größerer Marktanteil trotzdem nicht unrealistisch / „Würden Sie einen US–Mercedes kaufen?“

Aus Washington Stefan Schaaf

Für Volkswagen ist Mitte nächsten Jahres der amerikanische Traum ausgeträumt. Aus ist es dann auch mit den 2.500 Arbeitsplätzen im einzigen US–Montagewerk des Wolfsburger Automobilkonzerns; die Anlage in New Stanton im US–Bundesstaat Pennsylvania soll dichtgemacht werden. Als das Werk, in dem Golfs und Jettas produziert werden, 1978 öffnete, war es die erste Produktionsstätte eines ausländischen Autoherstellers in den USA. VW sind zwei Besonderheiten des amerikanischen Automarktes zum Verhängnis geworden, von denen eine real und die zweite eine rein psychologische ist. Zum einen können die Golfs und Jettas preislich nicht mit der US–amerikanischen und asiatischen Konkurrenz auf dem hart umkämpften Kleinwagenmarkt konkurrieren. Ein Golf in der Grundausstattung kostet etwa 8.000 Dollar, für diesen Preis kann man dagegen einen in Südkorea produzierten „Hyunday“ mit allerlei sinnvollen Extras, etwa einer Klimaanlage, kaufen. Industrieexperten führen den Kostennachteil auf ein zu geringes Volumen der Produktion in New Stanton zurück. Wenn sich die Fahrzeuge rationeller und profitabler in den bundesdeutschen VW–Werken herstellen lassen, kommt für den Wolfsburger Konzern noch ein wichtiges irrationales Marketing– Argument hinzu: Autokäufer in den USA hegen tiefes Mißtrauen gegen Produkte aus amerikanischen Händen. Ein Golf aus Wolfsburg hat wesentlich bessere Verkaufschancen als ein Golf aus Pennsylvania, selbst wenn die Statistiken beweisen, daß die in der Bundesrepublik produzierten VWs genauso häufig in die Werkstatt mußten wie die in den USA gefertigten. „Dies ist keine Frage der Realität, sondern eine der Wahrnehmung. Würden sie einen in Amerika gebauten Mercedes– Benz kaufen?“, wird Chris Cedergren, ein kalifornischer Marktexperte, in der Washington Post zitiert. Deswegen kann man den Hoffnungen der VW–Manager, ihren US–Verkauf von 200.000 Fahrzeugen in diesem Jahr auf 220.000 im kommenden zu steigern, durchaus einigen Realismus zubilligen. Andere US–Autohersteller haben sich denselben psychologischen Effekt schon länger zu eigen gemacht. Pontiac etwa ließ sein Basismodell „LeMans“ in Südkorea herstellen und macht mit dieser Tatsache aggressiv Werbung, Chevrolet ließ seine beiden Kleinwagenmodelle von japanischen Designern entwerfen. Für eine Überraschung sorgte dagegen vor kurzem Honda: Die Japaner kündigten an, daß sie in absehbarer Zeit Fahrzeuge aus ihren US–Werken nach Japan verschiffen werden, um sie dort auf den Markt zu bringen.