Der Unmut wächst in Rumänien

■ Benzingetränkte Reifen vor Lenindenkmal / „Gebt uns unser Land zurück“ / KP–Konferenz beginnt heute / Nahrungs– und Energieengpässe belasten die Bevölkerung

Bukarest (ap/afp/taz) - Proteste gegen die sozialistische Monarchie in Rumänien nehmen mehr und mehr zu. Wie westliche Diplomaten in Bukarest berichteten, haben Anfang dieses Monats Regimegegner in Bukarest benzingetränkte Autoreifen um ein Lenindenkmal geschichtet und in Flammen gesteckt. Mit großen Buchstaben sei auf das Marmordenkmal geschrieben worden: „Gebt uns unser Land zurück!“ Die britische Zeitung Independent berichtete unterdessen mit Berufung auf Informationen aus Budapest, am 2. und 3.Dezember hätten in Timisoara im Westen Rumäniens Demonstrationen stattgefunden. Dabei seien 600 bis 800 Studenten von der Universität zum Stadtzentrum gezogen, hätten dabei Parolen gegen Staats– und Parteichef Ceausescu gerufen und Brot und Fleisch gefordert. Die Studenten hätten ferner Slogans skandiert wie „Lang lebe Moldavien“, „Lang lebe Transsylvanien“ und „Lang lebe Brasov“. In Brasov (Kronstadt) hatten am 15.11. mindestens 10.000 Menschen gegen Ceausescu demonstriert. Diplomaten in Bukarest bezeichneten die jüngste Häufung von Unmutsäußerungen gegen Ceausescu und seine Regierung als besonders bedeutsam, da heute in Bukarest eine dreitägige Parteikonferenz der rumänischen KP beginnt. Die Konferenz, die erste ihrer Art seit fünf Jahren, wird sich vermutlich mit der schwierigen Wirtschaftslage des Landes befassen. Auch in diesem Winter werden die Rumänen frieren müssen - sie dürfen Räume nur bis zwölf Grad heizen. Dazu kommt ein akuter Mangel an Nahrungsmitteln. Nicht nur Obst und Gemüse sind für rumänische Bürger nicht mehr erhältlich; nach Informationen der taz sind selbst Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln oder Reis nicht mehr zu kaufen, es gibt nur noch ein Gemisch aus Reis– und Maisstaub. Mittlerweile verzichten viele in der Stadt lebenden Rumänen völlig auf das Kochen. -ant–