El Salvador: wieder ein Mord

■ Nahe einer Polizeikaserne wurde ein Gewerkschaftsführer der Telefongewerkschaft von einem vierköpfigen Kommando erschossen / Armee will ihre Aktionen über Weihnachten verstärken

Aus San Salvador Leo Gabriel

Trotz Friedensplan und Amnestiegesetz geht in El Salvador das Morden unvermindert weiter: Am Freitag traf es Medardo Ceferino Ayala, einen Führer der salvadorianischen Telefonistengewerkschaft, als er um sechs Uhr früh auf den Autobus wartete, der ihn zur Arbeit bringen sollte. Als an der Haltestelle des Wohnviertel Zacamil vier mit Gewehren und Pistolen bewaffnete Gestalten in Zivil auftauchten und in die Luft schossen, stob die wartende Menschenmenge auseinander. „Als ich mich vorsichtig umsah, entdeckte ich, daß ein Mann liegengeblieben war, der aus allen Körperteilen blutete“, berichtete einer der Augenzeugen. Die Attentäter hätten den Tatort „in großer Ruhe“ verlassen. Da sich dieser in unmittelbarer Nähe der Polizeikaserne befand, nimmt ein erstes Kommunique der Telefonistengewerkschaft an, daß die vierköpfige Todesschwadron den Si cherheitskräften der Policia Nacional angehört. „Dieser und andere Mordanschläge sind das Resultat des psychologischen Terrors, den Funktionäre der Regierung Duarte wie Oberst Mauricio Vides Casanova, der Präsident der Telefonistengesellschaft Antel, ausüben“, stellt das Komunique der Gewerkschaft fest, die sich im letzten Jahr mehrmals im Streik befunden hatten. Drei Tage vor der Ermordung Ayalas war der Häftling Gerardo Hernandez Torres - laut Aussagen des Komitees für politische Gefangene (COPPES) an den Folgen der Folter in der Kaserne der Policia Nacional gestorben. Armee lehnt Weihnachtsruhe ab Salvador (afp) - Die salvadorianische Armee will ihre Aktivitäten gegen die Rebellen des Landes über die Weihnachtstage verstärken. Das teilte der Armeesprecher General Adolfo Blandon am Freitag in San Salvador mit. Die Rebellen der „Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti“ (FMLN) hätten ausdrücklich Terrorakte gegen wichtige Persönlichkeiten, Regierungsbeamte und Militärangehörige über die Feiertage angekündigt. Der salvadorianische Präsident Duarte lehnte unterdessen einen Waffenstillstand mit den Rebellen über Weihnachten ab, wie ihn der Erzbischof von San Salvador angeregt hatte.