Deutschland auf Fässer–Suche

■ Bundesweite Großfahndung nach verschobenem Atommüll / Zahl der Fässer wächst und wächst

Von Manfred Kriener

Berlin (taz) - Die Suche nach den verschobenen, falsch deklarierten und illegal gelagerten Atommüll–Fässern hat den Cha rakter einer bundesweiten Großfahndung angenommen. Sämtliche Landeskriminalämter sind inzwischen in die Ermittlungen eingeschaltet. Gewerbeaufsichtsämter und Polizei versuchen fieberhaft zu klären, wo die Behälter lagern und welche Stoffe sie enthalten. Über die Zahl der falsch deklarierten Fässer besteht nach wie vor völlige Unklarheit. Die Angaben werden ständig nach oben korrigiert. Töpfers Ministerium nannte gestern die Zahl von 321 Fässern, die mit Plutonium oder Kobalt verseuchten Müll enthalten. Daß noch weitere Fässer falsch deklariert sind, sei aber nicht auszuschließen. Die deutsche Presseagentur (dpa) hatte demgegenüber bereits bis gestern nachmittag 750 falsche Fässer gezählt, die in Niedersachsen und NRW offiziell ermittelt worden seien. Insgesamt seien möglicherweise, so dpa unter Berufung auf ungenannte „Behörden“, „ein paar tausend Fässer“ illegal aus Belgien zurücktransportiert worden. Das niedersächsische Umweltministerium präsentierte eine Strichliste mit 570 Fässern, deren Inhalt „zweifelhaft“ sei, die NRW–Landesregierung hatte in ihren Atomkraftwerken 294 falsche Fässer mit „vermutlich plutoniumhaltigen Abfällen“ entdeckt. Als bisher einziger angeblich nicht verwickelter AKW– Betreiber meldete sich die Energieversorgung Schwaben AG zu Wort (AKW Obrigheim, AKW Phillipsburg) und erklärte, sie hätte mit dem Skandal nichts zu tun. Zu den „Motiven“ der Schiebereien erklärte die belgische Staatsanwaltschaft, Transnuklear habe Mitarbeiter des Atomzentrums Mol bestochen, um dort hochradioaktiv verseuchten Atommüll unzulässig zu deponieren. Im Gegenzug wurde schwach aktiver Müll, der plutoniumhaltig war, zurückgeliefert. Fortsetzung Seite 2 Interview Seite 5 Gastkommentar Seite 4