Haitis Kandidaten für Wahlboykott

■ Die vier aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten sind entschlossen, die für den 17. Januar geplante Wahl zu boykottieren / Auch die katholische Kirche meldet vorsichtige Vorbehalte an

Port au Prince (afp) - „Wir werden an keinem Urnengang teilnehmen, solange die Machthaber selber die öffentliche Ordnung stören und sich der Demokratie widersetzen“, sagten Marc Bazin, Sylvio Claude und Gerard Gourgue am Samstag abend in einem Fernsehinterview. Sie erklärten, auch für ihren Mitbewerber Louis Dejoie zu sprechen, der sich zur Zeit im Ausland aufhält. Die vier Anwärter auf die Präsidentschaft haben sich nach dem blutigen Wahlsonntag Ende November zum „Komitee demokratischer Eintracht“ zusammengeschlossen. Der amtierenden Regierung unter General Henri Namphy warfen sie vor, die Wahl eines „Marionettenpräsidenten“ anzustreben. Namphys Aufruf zur „nationalen Versöhnung“ vom Freitag kommentierte Marc Bazin mit den Worten, man könne nach dem von Anhängern der Duvalier–Diktatur und Angehörigen der Streitkräfte Ende November angerichteten Massaker nicht so tun, als sei nichts geschehen. Bisher sei kein einziger der Verantwortlichen verhaftet wor den oder auch nur identifiziert, während doch jeder, außer offenbar dem Regierungschef, die Anstifter und Komplizen des Verbrechens kenne. Außer den Mitgliedern des „Komitees demokratischer Eintracht“ will noch ein fünfter Präsidentschaftsanwärter, Thomas Desulme, an der Wahl nicht teilnehmen. Drei Gewerkschaften haben ihre Mitglieder zum Boykott aufgerufen. Auch die katholische Kirche hat Vorbehalte angemeldet, ihre Gläubigen jedoch nicht offen zum Boykott aufgefordert.