Lösung in Sicht für Afghanistan

■ UdSSR optimistisch über Friedenschancen / USA und UdSSR gemeinsam Garantiemächte?

Moskau/Islamabad (dpa/afp/ wps) – „Wir hoffen, daß 1988 das letzte Jahr der Anwesenheit sowjetischer Truppen ist“, sagte der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse am Ende seines Besuchs in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Die indirekten Verhandlungen zwischen Afghanistan und Pakistan, deren nächste Runde im Februar in Genf unter der UNO-Schirmherrschaft stattfinden wird, seien so weit fortgeschritten, daß sie im nächsten Monat abgeschlossen werden könnten. Nach den bereits ausgearbeiteten Verträgen träten dann die USA und die UdSSR als Garanten für die Nichteinmischung Dritter in innerafghanische Angelegenheiten auf. „Ich betone, daß die amerikanische Seite einverstanden ist, als Garant aufzutreten und entsprechend die Hilfen für den bewaffneten Widerstand einzustellen“, erklärte Schewardnadse. Sechzig Tage nach Vertragsabschluß über einen Waffenstillstand und die Rückführung der afghanischen Flüchtlinge könne der Abzug der ca. 120.000 sowjetischen Soldaten begonnen und innerhalb von zwölf Monaten beendet werden.

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag im sowjetischen Außenministerium wurden die Aussagen Schewardnadses jedoch eingeschränkt: Anscheinend besteht noch keine Einigkeit mit den USA, daß gleichzeitig mit einem Abzug der sowjetischen Truppen auch die US-Hilfe für die afghanischen Mudjaheddin eingestellt wird. Der stellvertretende US- Außenminister Michael Armacost, der sich zeitgleich mit Schwewardnadse in Pakistan aufgehalten hatte, war schon vorher zurückhaltender gewesen: „Erklärungen Moskaus und ein Zeitplan für einen Truppenabzug alleine genügen nicht“, erklärte Armacost nach seiner Reise.

Er bekräftigte, daß das afghanische Volk „der vollen Unterstützung der Vereinigten Staaten bei seinem Kampf gegen die ausländische Besatzungsmacht“ sicher sein könne.

Beide Seiten haben vermutlich recht schwierige Gespräche hinter sich. Bisher hat sich keine der afghanischen Widerstandsgruppen bereiterklärt, sich mit dem augenblicklichen afghanischen Präsidenten Nadschibullah an einen Tisch zu setzen.

Die Zusammensetzung der Koalitionsregierung auf einer „breitestmöglichen Basis“, die Schewardnadse anzustreben erklärte, ist noch völlig ungeklärt.

Zum Besuch von Armacost in Islamabad berichtete afp lakonisch, er habe seinen Gesprächspartnern, den afghanischen Widerstandsorganisationen und den akistanischen Behörden, mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten eine Beilegung des Afghanistankonflikts mit dem Abzug der sowjetischen Truppen bis zum Ende dieses Jahres erwarteten.