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Grenze der Dynamik

■ Reform muß über Dubcek hinausgehen

Bisher ist der CSSR-Parteiführung als Antwort auf das Interview von Alexander Dubcek in der Unita und dem Appell der 43 Reformkommunisten von letzter Woche nichts Neues eingefallen. Ein Treffen der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 wurde in bekannter Polizei-Manier gestört.

Die Reformkommunisten von 1968 haben der Parteiführung die Hand gereicht. Sie bieten ihre Mitarbeit an, fordern im Gegenzug ihre Rehabilitierung und rufen die Bevölkerung auf, mit allen Kräften das Land aus der Stagnation zu reißen. Das ist ein Ziel, an dem auch Parteichef Milos Jakes in der Ära Gorbatschow langfristig nicht vorbeigehen kann.

Wer aber bei aller Reformdynamik im Nachbarland die Formen und Inhalte von 1968 wiederkehren sieht, wird enttäuscht. Konnte damals ein Reformflügel in der Partei die Menschen noch für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ begeistern, ist solch ein Parteiflügel heute nicht in Sicht und der Sozialismus kompromittiert. Gerade viele der jetzt 40- bis 60jährigen, jene Generation, die unter Gorbatschow in der sowjetischen Partei den Ton angibt, fielen der Parteisäuberung nach 68 zum Opfer und wollen zum großen Teil nicht zurück. Die Gebliebenen klammern sich an den Status quo.

Wenn aber die Reform der Partei noch keine Träger hat, dann ist die Stagnation der Gesellschaft auch nicht durch die Erfahrungen und Impulse der (zu) alten Männer der 68er Bewegung zu überwinden. Ein Reformkommunismus a la 68, nämlich getragen von der Partei, ist nicht in Sicht. Neue Formen und Inhalte einer Demokratisierung müssen entwickelt werden. Doch das heißt, über Dubcek hinauszugehen. Erich Rathfelder

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