„Das Gewaltmonopol begrenzen“

■ Reiner Pfeiffer sagt, warum er mit den Grünen in den Wahlkampf ziehen will

taz: War ihr Auftritt im Grünen Wahlkampf, der noch gar nicht begonnen hat, ernst gemeint?

Pfeiffer: Natürlich war das ernst- gemeint. Ich wähle seit 1979 grün, habe nie daraus ein Hehl gemacht, habe das auch dem Ministerpräsidenten gesagt. Der hat das aber nicht sehr ernst genommen. Tatsache ist, daß ich damals als Chefredakteur der CDU-nahestehenden Zeitung Weserkurier der Bremer Grünen Liste zum Einzug ins Parlament verholfen habe. Ich habe später immer wieder zu den Grünen Kontakt gesucht und bekommen. Es steht natürlich die Frage im Raum, wie kann man seine Überzeugung so verkaufen. Aber ich habe die politische Überzeugung von Dr. Barschel nicht so verkauft, wie er das offenbar wollte. Die Quittung hat er bei der Wahl im September bekommen.

Sie traten mit Herrn Wüppesahl auf: trat er an Sie heran?

Nein. Ich las in der Zeitung, daß Thomas Wüppesahl mich fürs Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hat. Ich kannte die internen Zusammenhänge bei den Grünen nicht so genau. Obwohl ich Thomas Ebermann kennengelernt habe und sehr schätze. Ich sagte also zu Wüppesahl, ich würde mich gern für die Grünen ins Zeug legen, damit vor allem in Schleswig-Holstein mal ein bißchen aufgeräumt wird. Es geht mir darum, daß die Strukturen der Staatskanzlei aufgebrochen werden – es handelt sich ja um mafia-ähnliche Zusammenhänge, die von einem Repräsentanten einer bürgerlichen Partei nicht aufgedröselt werden können.

Mit Wüppesahl wars vielleicht ein falscher Start?

Ich suchte eine Plattform. Die Plattform hätte auch Thomas Ebermann heißen können.

Wie sehen Sie denn die empörten Reaktionen der Grünen?

Das find ich natürlich einerseits verständlich, andererseits wiederum unverständlich. Ich habe nach meinen Enthüllungen zugegeben, daß ich Fehler gemacht habe. Aber das kann doch niemand davon abhalten der Interesse hat, in einem Land politisch etwas zu ändern, eine Chance zu bieten, mitzuarbeiten. Ich habe niemals von einem Listenplatz geredet.

Wenn Sie die Sympathien zu Thomas Ebermann zitieren, würde ich gern wissen, was denn Ihr Wahlprogramm wäre?

Mir liegt vor allem daran, das staatliche Gewaltmonopol in einer Form zu begrenzen, die hier in Schleswig-Holstein schon erschreckende Erscheinungen gezeitigt hat. Interview: K. Hartung