Keine Alternative zur Rückkehr nach Palästina

Besuch bei den vier verbannten Palästinensern im Libanon / Die Forderung nach Rückkehr in die besetzten Gebiete wollen sie von Genf aus an die ganze Welt richten  ■ Aus Ksara Petra Groll

Drei olivgrüne Zelte und vier Nationalflaggen bilden das Foyer, in dem die vier am 13. Januar von den israelischen Behörden ausgewiesenen Palästinenser ihren überaus zahlreichen Besuch empfangen: palästinensische, libanesische und syrische Delegationen von Parteien oder Gewerkschaften, Wagenladungen voller Neugieriger, die in keinerlei offiziellem Auftrag anreisen, sondern den brühwarmen Bericht persönlich anhören wollen. Dr. George Habasch, Chef der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) oder Monsignore Hetarion Capucci, Bischof der griechisch- melkitischen Kirche von Jerusalem, ein Schicksalsgenosse, der vor 13 Jahren ebenfalls ausgewiesen worden war, zählen zu den prominenten Zuhörern, die sich hier vor dem Gebäude des internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Ksara im Ostlibanon einfinden.

„Sie haben uns aus Palästina jagen können, aber Palästina können sie nicht aus unserem Herzen jagen“, resümiert der 28jährige Student Jamal Jabara die Berichte über den Ablauf ihrer Verbannung und die Schilderungen der Situa tion in der Westbank und dem Gaza-Streifen: Nimmermüde lassen sie wieder und wieder die Bilder von steinewerfenden Frauen und Jugendlichen vor ihrem Publikum entstehen, selbst noch ganz Teil der Ereignisse.

Im Bewußtsein, Opfer eines schreienden Unrechts geworden zu sein, insistieren Jibril Rajub, Bashir Khayri, Issam Hadar und Jamal Jabara darauf, daß es keine Alternative zur Rückkehr nach Palästina gebe. Warum haben sie sich dann nicht der legalen Mittel bedient, die ihnen zustanden, Einspruch gegen die Ausweisungsbeschlüsse erhoben, die alle vier im Gefängnis von Junayd bei Nablus erreichte, bevor sie in den Libanon geschafft wurden? „Die Deportation ist Ergebnis einer politischen Entscheidung“, erklärt der 45jährige ehemalige Anwalt Bashir Khayri, „kein juristisches Tribunal der Welt kann diesen Beschluß kompetent untersuchen... davon abgesehen erkenne ich die israelischen Institutionen nicht als legitim an.“

Bashir Khayri hat aus Protest gegen die Einverleibung von Justiz und Legislation, die mit der Besatzung von 1967 in der Westbank einzogen, seinen Beruf auf gegeben. 15 Jahre hat er seitdem in israelischen Gefängnissen zugebracht und will auch heute aus dem erzwungenen Exil den Kampf gegen die Besatzung fortsetzen.

„Israel war niemals so isoliert wie jetzt“, analysiert Khayri, „zum ersten Mal in seiner Geschichte hat sich dieser Staat, der sich immer als Opfer darstellen konnte, vor den Augen der Weltöffentlichkeit als Unterdrücker erwiesen. ...Die Revolte, die heute durch die Straßen der besetzten Gebiete zieht, ist der letzte Ausweg, den unser Volk sieht, ein revolutionärer Aufstand, an dem alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen teilhaben. Die Revolte ist Alltag geworden, es geht gegen die Besatzung an sich. Mein Volk will seinen eigenen Staat, seine Unabhängigkeit“, erklärt Khayri und fügt hinzu: „Wir sind nicht irgendwo eingedrungen, haben andere vertrieben und unterdrückt... Israel ist aus einer internationalen Übereinkunft heraus entstanden, entsprechend den Interessen der Supermächte...“

Liegen seine Hoffnungen also in Uno-Resolutionen und einer „internationalen Friedenskonferenz für den Nahen Osten“? – „Ja, schon, aber auch auch bei den arabischen Staaten, die bekann termaßen über alle Mittel verfügen, mit Israel eine erfolgreiche Konfrontation einzugehen. Die PLO muß als legitime Vertretung und moralische Heimat des palä stinensischen Volkes den Aufstand der Bevölkerung unterstützen. Mittlerweile haben die vier Ausgewiesenen das IKRK aufgefordert, die zum Hauptsitz der Organisation nach Genf zu bringen. Dort, so hoffen die Palästinenser, findet ihre Forderung nach Rückkehr mehr Gehör und internationales Echo.