Nekrolog auf Grün

■ Schleswig-Holsteins Grüne scheuen die Macht

Es gehört schon zu einer lieben Gewohnheit, daß unser Nekrolog auf die grüne Partei vorab erscheint. Diesmal müssen wir allerdings nicht befürchten – und das ist bedrohlich –, daß uns der Wahlsonntag eines Besseren belehren wird. Im Unterschied zu früheren Nachrufen herrscht diesmal flügelübergreifende Übereinstimmung darüber, daß bei den Landtagswahlen am 8. Mai an der Kieler Förde für die Öko-Partei nichts zu erben ist. Und dies trotz einer nach der Barschel-Affäre einmaligen politischen Konstellation.

Anstatt offensiv eine Koalitionsaussage zugunsten der SPD zu verabschieden und mit Otto Schily und Thea Bock als zugkräftige Ministerkandidaten ein politisches Signal zu setzen und damit politischen Willen überhaupt zu artikulieren, verweigerten sich die Nordlichter im grünen Funktionärsbunker und verabschiedeten eine Wahlaussage, die dem politischen Bankrott gleichkommt: Nur wenn es für die SPD nicht zur eigenen Mehrheit reicht, will man ein Angebot machen. Und: Die Regierungsbeteiligung sei „nicht Ziel an sich“. Man verabschiedet sich also schon von der Macht, bevor man ein Zipfelchen davon in Händen hält. Öko-Sozialisten und Fundis haben damit die Landespartei auf ihre Linie gebracht. Daß sich die Realos bei der Aufstellung der Landesliste trotzdem nominieren ließen und damit den Countdown zur Zwei-Prozent-Partei mittragen, zeigt, daß das ewige Beschwören einer abstrakten „Kompromißlinie“ letztlich zur verschämten Fundi-Politik verkommt. Den politisch denkenden Grünen an der Waterkant bleibt angesichts solcher Perspektiven nur eines: Diese Grünen sind nicht zu wählen. Max Thomas Mehr