Hamadi-Eltern vom BKA abgehört

Bei den Zeugenvernehmungen im Düsseldorfer Prozeß wurde bekannt, daß sechs Telefonate ohne richterliche Anordnung abgehört wurden / Eltern waren Kontakt-Personen der Sicherheitsbehörden  ■ Von Johannes Nitschmann

Düsseldorf (taz) – Im Rahmen der Zeugenvernehmung am neunten Verhandlungstag des Düsseldorfer Hamadi-Prozesses wurde bekannt, daß das BKA mindestens sechs Telefongespräche mit den Hamadi-Eltern und anderen möglichen Kontaktpersonen der libanesischen Entführer ohne die erforderliche richterliche Anordnung abgehört hatte. Erst ab 24.Februar 1987 gab es eine entsprechende Anordnung des zuständigen Ermittlungsrichters, sämtliche Gespräche, die in diesem Ermittlungsfall über den Wiesbadener BKA-Apparat 0621 /52 85 29 geführt wurden, abzuhören. Die Aufzeichnungen der vorangegangenen Gespräche seien „wohl rechtswidrig“ gewesen, stellte Richter Arend fest: „Wir wollen hier nicht mit falschen Karten spielen. Diese Gespräche sind für uns tabu.“

Über die Eltern des vor dem Düsseldorfer Oberlandgericht (OLG) wegen Entführung und „Nötigung der Bundesregierung“ angeklagten Deutsch-Libanesen Abbas Hamadi (29) haben die bundesdeutschen Sicherheitsbehörden monatelang Telefonkontakte zu den Geiselnehmern von Rudolf Cordes und Alfred Schmidt hergestellt. Der 47jährige Ägypter Fayek Riad, der im Auftrag des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Bonner Krisenstabes unter dem Decknamen „Siad“ insgesamt 26mal mit Kontaktpersonen der libanesischen Entführer tele foniert hatte, sagte am Dienstag vor dem Düsseldorfer Staatsschutzsenat als Zeuge aus, die Hamadi-Eltern hätten den Behörden nach dem Besuch ihrer beiden Söhne Abbas und Mohamad in der Frankfurter Haftanstalt zwei Beiruter Telefonnummern genannt, unter denen sie Kontakt mit den Geiselnehmern aufnehmen könnten.

Bei einer der Beiruter Rufnummern soll es sich um den zwischenzeitlich stillgelegten Anschluß des Hamadi-Bruders Abdelhadi handeln, der nach den Erkenntnissen des BKA als Sicherheitschef der radikal-schiitischen Hizbollah (Partei Gottes) tätig ist und als „Drahtzieher“ bei den Geiselnahmen der beiden bundesdeutschen Geschäftleute Cordes und Schmidt gilt. Der hauptberuflich als Dolmetscher arbeitende Zeuge Fayek Riad erklärte, daß sich unter der Beiruter Rufnummer 31 35 68 zumeist Mona Hage gemeldet habe, die nach islamischem Ritus mit dem Angeklagten Abbas Hamadi verheiratet ist.

Mona Hage habe sich immer als „Botin“ verstanden und die Nachrichten der deutschen Behörden an die Entführer übermittelt. Direkte Verhandlungen an einem neutralen Ort, wie etwa Genf, Algier oder Damaskus, mit einem bundesdeutschen Staatssekretär als Gesprächspartner hätten die Entführer strikt abgelehnt und stattdessen auf einen umgehenden Austausch der in der BRD einsitzenden Hamadi-Brüder gegen ihre beiden Geiseln bestanden.