Mit Panzerfaust und Handgranate

■ Eine Gruppe Skinheads aus dem Rhein-Neckar-Raum überfiel am 30.1. ein Heim für Asylbewerber an der Bergstraße / Mitangeklagt: Ein Unteroffizier der Bundeswehr, der die Gruppe mit Waffen versorgt haben soll

Heidelberg (taz) – Eine Panzerfaust, Granaten, Pistolen, Maschinengewehrmunition und andere scharfe Munition entdeckten Fahnder vergangene Woche bei einem 21jährigen Unteroffizier der Bundeswehr in Wetzlar. Er wurde verhaftet. Auf seine Spur kamen die Ermittlungsbehörden aus dem Rhein-Neckar-Raum durch eine dort tätige Gruppe von rechtsradikalen Skinheads. Diese hatte am 30.Januar, dem Datum der Machtübernahme Hitlers, ein Heim für Asylbewerber in Schriesheim an der Bergstraße überfallen und zwei Inder krankenhausreif geschlagen. Die anderen Asylbewerber konnten sich gerade noch rechtzeitig verbarri kadieren. Die etwas außerhalb gelegenen Wohn-Container der Asylbewerber boten sich für solche Überfälle regelrecht an. Die Bewohner sprachen von ca. zwölf Angreifern mit Knüppeln und Pistolen sprachen die Bewohner. Wie Rechtsanwälte berichteten, hatten bereits in früheren Zeiten zahlreiche Asylbewerber eine Unterbringung in Schriesheim aus Angst vor Überfällen abgelehnt.

Insgesamt acht Tatbeteiligte hatte die Staatsanwaltschaft ermittelt. Gegen sieben Skins wurde vom Amtsgericht Mannheim Haftbefehl erlassen, doch nur noch zwei Skins und der Wetzlarer Unteroffizier befinden sich in Untersuchungshaft. Nach ihren Ge ständnissen, so die Mannheimer Staatsanwaltschaft, sei für die anderen der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr nicht mehr vorhanden gewesen. Auch Fluchtgefahr liege bei den 17- bis 21jährigen Beschuldigten nicht vor. Sie kommen aus Ladenburg, Rimbach (Odenwald), Eppelheim und Mannheim und gehören zu einer im Rhein-Neckar-Raum schon seit längerer Zeit operierenden Skinhead-Gruppierung. Gegen die rechtsradikalen Schläger wird jetzt wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen, schweren Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Beleidigung ermittelt. Gegen die beiden Besitzer der Waffen zusätzlich noch wegen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und möglicherweise auch wegen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Daß es sich bei den Skins um eine organisierte Gruppe gehandelt habe, schließen Polizei und Staatsanwaltschaft aus.

Am vergangenen Wochenende schlugen Skins in Ludwigshafen gleich zweimal zu. Bei einem Schulfest wurde ein Schüler von Skins mit einem Baseballschläger so schwer verletzt, daß er in Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Beim zweiten Zwischenfall wurden mehrere Passanten in der Innenstadt ebenfalls mit Baseballschlägern verletzt. Max Holz