Anglo-irische Konferenz bringt keinen Erfolg

Widersprüchliche Presseerklärungen über die Ergebnisse / Der Tod eines Katholiken belastet die Beziehungen weiter  ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die Sitzung der anglo-irischen Konferenz am Mittwoch in Dublin hat die belasteten Beziehungen zwischen beiden Staaten nicht verbessern können. Die Konferenz ist ein Produkt des anglo-irischen Abkommens vom November 1985, das Dublin auf diesem Wege ein begrenztes Mitspracherecht in nordirischen Angelegenheiten einräumen sollte. Die Presseerklärungen des britischen Nordirland-Ministers King und des irischen Außenministers Lenihan nach der Sitzung am Mittwoch machten das Ausmaß der Verständigungsschwierigkeiten deutlich. Während King betonte, daß man in Fragen der „Sicherheitspolitik“ einen Schritt weiter gekommen sei und die Polizeichefs aus beiden Teilen Irlands an der nächsten Sitzung teilnehmen werden, zeigte sich Lenihan verblüfft. Er sagte, daß davon nicht die Rede sein könne, weil darüber gar nicht gesprochen worden sei. Die Konferenz wurde von dem Tod eines nordirischen Katholiken überschattet, der am Sonntag von einem 18jährigen britischen Soldaten durch einen Schuß in den Rücken getötet worden war, nachdem er bereits den britischen Kontrollposten passiert hatte. Die irische Regierung hat inzwischen eine Untersuchungskommission eingesetzt, was den Unmut der britischen Premierministerin Thatcher hervorgerufen hat. Sie sprach Dublin jedes Recht ab, sich in Angelegenheiten Nordirlands einzumischen. Zwar wurde der 18jährige Soldat inzwischen des Mordes angeklagt, aber im selben Atemzug bewies das britische Innenministerium, daß er nicht allzuviel zu befürchten hat. Mit dem Fingerspitzengefühl eines Dampfhammers begnadigte das Innenministerium am Dienstag den Soldaten Ian Thain, der 1984 für den Mord an einem Katholiken in Belfast zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war. Obendrein darf Thain wieder seinen Dienst in der Armee antreten. Thain ist der einzige Soldat, der wegen Mordes in Nordirland verurteilt wurde, obwohl die britische Armee seit Beginn des Konflikts vor 19 Jahren 160 „Zivilisten“ ermordet hat. Lenihan sagte, daß sich in der Entscheidung vom Dienstag die ganze Verachtung der britischen Regierung für die katholische Bevölkerungsminderheit Nordirlands ausdrücke. Es gebe offensichtlich zweierlei Recht in Nordirland. Der irische Premierminister Haughey hat für nächsten Dienstag eine „wichtige Erklärung“ zu den britischen Todesschüssen angekündigt.