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I N T E R V I E W „Unterstützung für den Kampf“

■ Hans Brandt sprach mit Dr. Allan Boesak, Präsident des Reformierten Weltbundes

taz: Werden die letzten Ereignisse zu einer verschärften Konfrontation zwischen Kirche und Staat führen? Boesak: Ja, ohne Zweifel. Die Kirchen haben klar und deutlich gesagt, daß wir über direkte gewaltlose Aktionen nicht mehr nur sprechen können. Die Situation in Südafrika wird sehr viel schlechter, als wir vorhergesehen hatten. Deshalb sind direkte, deutliche Aktionen die einzige Möglichkeit, wie die Kirche in dieser Gesellschaft ihr Bekenntnis ablegen kann. Die Kirchen könnten einige der Funktionen der Anti–Apartheid Organisationen übernehmen. Ja. Es ist klar, daß wir einige der Verpflichtungen der verbotenen Organisationen übernehmen müssen. Die Kirchen sind noch immer ein wenig freier. Wir können diese Organisationen zwar nicht ersetzen, aber wir können einige ihrer Kampagnen weiter vorantreiben. Diese Organisationen haben sich für friedliche Veränderung eingesetzt. Das sollten wir übernehmen. Kann das Ausland überhaupt noch Einfluß auf die Situation in Südafrika nehmen? Ja. Sie sollte Druck auf die Regierung ausüben - durch Sanktionen, durch politischen Druck, durch diplomatischen Druck. Es geht jetzt darum, wie lange wir es dieser Regierung noch erlauben werden, mit ihren Machenschaften fortzufahren. Die Kirchen sollten als Kirchen unterstützt werden, aber wir sollten vor allem unterstützt werden im Interesse des Kampfes. Sie haben Anfang Februar selbst die EKD kritisiert, weil sie sich nicht intensiv genug für Sanktionen eingesetzt hat, und sogar eine Einladung zurückgezogen. Es ist ganz klar, daß die EKD nicht bereit ist, auf diejenigen von uns zu hören, die zu verstärktem Druck auf die deutsche Regierung zur Verhängung von Sanktionen aufgerufen haben. Wenn sie nicht auf uns hören, auf wen dann? Deshalb habe ich gesagt, daß ich meine Einladung zurückziehe.

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