Ehemaliger Vermittler sagt aus

■ Im Hamadi–Prozeß begann gestern die Vernehmung des zeitweiligen Vermittlers in den Entführungsfällen Cordes und Schmidt / Angst des Zeugen vor wahrheitsgemäßer Aussage wegen Gefährdung der Familie

Düsseldorf (taz/ap) - Mit mehrstündiger Verspätung hat am Donnerstag nachmittag in dem Hamadi–Prozeß vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht die Vernehmung von Rashid Mahroum (44) begonnen, der wegen seiner zeitweiligen Vermittlerrolle in den Entführungsfällen Cordes und Schmidt ins Zwielicht geraten war. Erst nach der Zusicherung des „freien Geleits“ durch den Bundesgerichtshof hatte sich Mahroum, der sich nach eigenen Angaben zuletzt in Ost–Beirut aufhielt, zur Aussage vor dem Düsseldorfer Staatsschutzsenat bereit erklärt. Der libanesische Kaufmann erklärte, er sei sich sehr unsicher über sein Aussageverhalten: „Was soll ich machen, wenn ich die ganze Wahrheit erzählen möchte und dadurch die Mitglieder meiner Familie im Nahen Osten gefährden werde?“ fragte er das Gericht. Daraufhin erklärte der Senatsvorsitzende, daß in einem solchen Falle, wo er enge Verwandte oder sich selbst einer erheblichen Gefährdung aussetze, die Öffentlichkeit aus dem Gerichtssaal ausgeschlossen werden könne. Rashid Mahroum bejahte die Frage, ob er den Angeklagten Abbas Hamadi kenne. Er habe ihn erstmals am 16. Januar 1987 - einen Tag vor der Cordes– Entführung in Beirut - auf einem gemeinsamen Flug von Frankfurt nach Damaskus kennengelernt. Der am Donnerstag von seinen Entführern im Libanon freigelassene Deutsch–Libanese Ralph Schray befindet sich in der Obhut der deutschen Behörden. Das gab Regierungssprecher Friedhelm Ost am Nachmittag in Bonn bekannt. Er teilte mit, die syrische Regierung, auf deren Druck der Entführte freikam, habe Schray der Botschaft der Bundesrepublik in Damaskus übergeben. Man nimmt an, daß die Entführergruppe von Abdul Hadi Hamadi angeführt wird, der die Bundesregierung zur Freilassung seiner in der Bundesrepublik inhaftierten Brüder Abbas und Mohammed Hamadi erpressen will. Der erste Vermittler zwischen der Bundesregierung und den Entführern zweier Deutscher in Libanon, Raschid Mahroum, sagte vor Journalisten am Rande des Düsseldorfer Prozesses gegen Abbas Hamadi, Schray habe ursprünglich bereits drei Tage nach seiner Entführung wieder freigelassen werden sollen. Er nannte technische Gründe für die Verzögerung, ohne weitere Details zu nennen. Johannes Nitschmann