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Im Kampf gegen den Giftmüll

■ Bundesweites Treffen der Anti–Giftmüll–BIs / Kritik an Hochtemperatur–Verbrennung

Aus Kaisersesch Michael Blum

Auf ihrem bundesweiten Anti– Giftmüll–Forum am Wochenende in Kaisersesch forderten insgesamt 300 TeilnehmerInnen aus rund 30 Bürgerinitiativen eine radikale Korrektur der gängigen Giftmüllentsorgung. Nach Ansicht der UmweltschützerInnen gibt es derzeit keine sicheren, die Umwelt nicht belastenden Anlagen. Dies gelte sowohl für die als „zukunftsorientierte High–Tech angepriesene Giftmüllverbrennung“ als auch für die Deponierung von Sondermüll. „Gerade die als modernste Hochtemperaturverbrennungsanlage der Welt ausgegebene im hessischen Biebesheim“, so ein BI–Vertreter, zeige doch, daß diese Technik nicht funktioniere. Ständige Störfälle seien an der Tagesordnung. Durch zusammengewürfelte Schadstofffrachten käme es in den Öfen zu unkontrollierbaren chemischen Reaktionen. Da die Verbrennungstemperatur in solchen Anlagen aber nicht immer konstant sei, könne im Detail nicht gesagt werden, was alles aus den Schloten entweiche, resümierte Theo Schneider vom Öko– Institut Damstadt–Freiburg. Im Gegenteil: Mit manipulierten Meßmethoden werde in wirklichkeitsfremden „Labor–Untersuchungen nachgewiesen“, daß solche Anlagen angeblich ungefährlich seien, erklärte BUND–Ver treter Harald Friedrich. Dennoch sollen solche Verbrennungsöfen „die Republik überziehen, allein im Ruhrgebiet sind 19 Anlagen geplant“, berichtete ein BI–Sprecher aus Oberhausen. Die BI–VertreterInnen forderten statt gefährlicher Müllverbrennung die „Entgiftung der Produktionsprozesse“. Ein sofortiger Ausstieg aus der Chlor–Chemie sei unabdingbar. Die Verschwendung von Rohstoffen soll besteuert, die Verwendung von unproblematischen Ersatzstoffen soll gefördert, die Anwendung hochgiftiger Stoffe verboten werden. „Abfälle, die nicht verwert– und nicht vermeidbar sind, müssen in kleinen, dezentralen Anlagen in den produzierenden Betrieben unter Kontrolle entsorgt werden“, so die Abschlußerklärung des Forums. Zuvor hatten die TeinehmerInnen eine Vernetzung ihrer Arbeit beschlossen. „Viel läuft bislang an den einzelnen Standorten parallel, zu wenig aber koordiniert“, sagte Christa Reets vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Regelmäßige Treffen und ein Info–Blatt über aktuelle Entwicklungen sollen Abhilfe schaffen. Gemeinsam soll ein Kataster der Giftmüll–Entsorgungsstandorte in der Bundesrepublik erstellt und ein alternatives Entsorgungskonzept erarbeitet werden. Die Koordination bis zum nächsten Treffen Anfang Oktober soll der BBU übernehmen.

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