Transnuklear wieder im Geschäft

■ Physikalisch–Technische Bundesanstalt umgeht Transnuklear–Stillegung / Reaktorbauer dürfen HTR–Brennstoffkugeln transportieren / Tatsächlich fährt Transnuklear / Brennstoffengpaß behoben

Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Spezialfahrzeuge der stillgelegten Atomfirma Transnuklear transportieren in diesen Tagen Brennelementkugeln für den Hochtemperaturreaktor THTR–300 von Hanau nach Hamm–Uentrop. Am Steuer sitzen ebenfalls Angestellte der Hanauer Skandalfirma. Formal atomrechtlich verantwortlich ist allerdings die Mannheimer Hochtemperatur–Reaktorbau GmbH (HRB), die in den letzten Wochen eine entsprechende „befristete Sondergenehmigung“ erhielt. Dies bestätigten übereinstimmend HRB–Sprecher Erhard Röhler und die für die Genehmigung zuständige Physikalisch–Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig gegenüber der taz. Mit der offenen Umgehung der Stillegungsverfügung gegen Transnuklear ist eine mögliche Abschaltung des Hochtemperaturreaktors in Hamm–Uentrop wegen Brennstoffmangels bis mindestens 1990 vom Tisch. Unter der formalen Verantwortung der HRB können nun 363.000 Brennstoffkugeln vom Hersteller Nukem/Hobeg nach Hamm befördert werden. Die fertigen Kugeln lagen seit der Schließung der Skandalfirmen in Hanau fest. Die THTR–300–Betreiber hatten in den vergangenen Wochen gegenüber den Behörden geklagt, der Brennstoffvorrat in Hamm–Uentrop werde nur noch bis „etwa Ende März 1988“ reichen. Bisher waren die Kugeln stets unter Verantwortung der Transnuklear vom Brennelement–Hersteller Nukem/Hobeg in Hanau nach Hamm befördert worden. Die HRB hat bisher keine Erfahrung mit dem Transport von Spaltstoffen. PTB–Sprecher Herud betonte gegenüber der taz, es reiche aus, wenn die Firma nachweisen könne, daß sie über ein entsprechendes Fahrzeug und einen zuverlässigen und sachkundigen Fahrer verfüge. Es sei durchaus rechtens, daß beides nur ausgeliehen werde. Ein Transport sei seines Wissens „schon gelaufen“. HRB–Sprecher Röhler erklärte, es werde laufend transportiert. Ob die befristete Transportgenehmigung auch für Brennelemente gilt, die künftig bis zum endgültigen „Leerfahren“ der Nukem–Altanlage produziert werden können, wollte Röhler nicht sagen. Der Spiegel hatte in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, daß Nukem noch etwa 100.000 Brennstoffkugeln fertigen könne, bis die alte Anlage ihre Tore schließe. Damit wäre der Betrieb des Prototyp–Reaktors in Hamm gesichert, bis die neue Anlage in Betrieb geht. Gegenwärtig verfügt der THTR–300 allerdings nur über eine befristete Betriebsgenehmigung.