Thatcher läßt sich durch ai nicht beirren

■ amnesty will bei Aufklärung der Morde an drei IRA–Leuten in Gibraltar dabeisein / Thatcher will SAS–Soldaten schützen

Dublin (taz) - Die britische Premierministerin Margaret Thatcher hat auf einen Brief von amnesty international verärgert reagiert. Die Menschenrechts–Organisation hatte darin am vergangenen Donnerstag betont, es lägen Beweise vor, daß die Erschießung von drei IRA–Mitgliedern in Gibraltar vor einem Monat „eine widerrechtliche Exekution durch die britische Elitetruppe SAS“ war. Der Tod der drei IRA–Mitglieder hatte in Nordirland eine Woche der Gewalt ausgelöst, der zehn Menschen zum Opfer fielen. ai kündigte an, einen Beobachter zu der offiziellen Untersuchung des Falles im Mai nach Gibraltar zu entsenden. Die britische Regierung hat jedoch bereits erklärt, daß die SAS–Einheit mit „umfassenden Schutzmaßnahmen“ rechnen könne. Die SAS–Soldaten werden nicht bei der Untersuchung erscheinen müssen, sondern ihre Aussagen werden schriftlich vorgelegt werden. Thatcher sagte vor dem britischen Unterhaus, sie hoffe, daß amnesty international sich genauso um die über 2.000 IRA–Opfer der letzten 20 Jahre sorge. Einige konservative Hinterbänkler drohten damit, ai ihre Unterstützung zu entziehen. Die nordirische Bürgerrechts–Organisation CAJ sagte, daß die Angriffe auf amnesty „eine Bankrotterklärung der britischen Regierung“ seien und den Verdacht nahelegten, daß es bei den Ereignissen in Gibraltar tatsächlich etwas zu verheimlichen gebe. amnesty international forderte die britische Regierung darüber hinaus auf, den Fall der „Birmingham Six“ erneut zu überprüfen. Die sechs Iren waren 1974 für Bombenanschläge auf zwei Kneipen in Birmingham, bei denen 21 Menschen starben, zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Die Urteile stützten sich hauptsächlich auf Geständnisse der Angeklagten, die nach Lage der Beweise jedoch aus ihnen herausgeprügelt wurden. Das britische Oberhaus entscheidet am 14. April darüber, ob sich die Lords als letzte juristische Instanz mit dem Fall der „Birmingham Six“ beschäftigen werden. Ralf Sotscheck