Der raunzende Kröterich und die Kaulquappen

■ Warum F.J. Strauß für die politische Kultur sowohl als Wetzstein als auch als „Pendant terrible“ unverzichtbar ist

Als „Hetze, die bisher lediglich kommunistischen Gruppen vorbehalten war“, hat der Vize–Generalsekretär der CSU, Huber, eine Strauß–Polemik in der Monatszeitschrift der CDU–Sozialausschüsse Soziale Ordnung bezeichnet. Ein Kompliment für jeden furztrockenen K–Kopf, denn selten hat eine „kommunistische Gruppe“ sich eines derart prosaischen Stils befleißigt wie das CDU–Sozialmagazin in seiner Strauß–Attacke: „Einst ein brüllender, kraftstrotzender Löwe, hatten ihn die unbarmherzige Altersfee - auch zuständig für geistigen und körperlichen Zerfall - , aber wohl auch der Seelentröster Alkohol in die Gestalt eines nurmehr in öffentlichen Briefen raunzenden Kröterich verwandelt, der auf der politischen Bühne mit unzeitgemäßen Aufblähungen überraschte und die Altersweisheit gänzlich vermissen ließ. Sein Tümpelhofstaat, ein Runde intelligenter Lakaien und Vasallen, wohlgeübt im dienerischen Ja–Sagen, wagte im Hoffen auf das zeitliche Erbe nie, (...) seine Absetzung zu bewirken.“ Zum Glück wagte sich bislang an den Kröterich Franz Josef niemand heran. Die Tümpelkaulquappen Stoiber/Tandler/Waigl mögen Lakaien sein, aber seit wann sind Bauernschläue/Ehrgeiz/Perfidie gleichzusetzen mit Intelligenz??? Nein, nein, verglichen mit der Ödnis im Hirnkastl dieses dreiköpfigen Schleimmassivs muß selbst ein hochprozentig debilisierter Strauß noch als Ausbund alpenglühender Erleuchtung gelten. Und die Rest–CSU? Wie es um den Seelentrost der Matschl/Heubl/Wiesheu bestellt ist, belegt eine „Bestenliste Alkohol“, die der CSU–Sachverständige Metes im Unfall– Fachblatt „Titanic“ (Nr.4/1988) veröffentlicht hat. Angesichts dieser glasklaren Statistik und inklusive der entsprechenden Dunkelziffer stellt sich die Frage, wie denn einer, der mit ein paar Maß intus nicht einmal mehr seinen Automatik–BMW im Griff hat, einen ganzen Freistaat lenken soll? Der alte Strauß hingegen - Alter hin, Alkohol her - fliegt im dicken Nebel eben mal locker nach Moskau, und wer zweifelt, daß er es auch bis Chile, Namibia oder Kapstadt schafft? Man stelle sich einen Stoibertandlerwaiglmatschl vor, wie er nach solchen „Privatbesuchen“ die sogenannten „kritischen Fragen“ über Folter–Methoden gegenüber der Opposition nicht beantwortet - nur ein Franz–Josef hat die Nonchalance, davon zu sprechen, daß die Widerstandskämpfer dortselbst „unfein behandelt“ würden. Das bringt uns in Rage - der Mann wird gebraucht. Nicht nur als Wetzstein für Antifaschisten. Auch für die große Schwester CDU ist Strauß unverzichtbar: Nur mit einem Stinkstiefel wie FJS als Pendant terrible funkelt die Silberlocke v.Weizsäcker in derart humanizistischer Pracht, und wen sollen die CDU–Sozialausschüsse für die Asozialisierung der Republik prügeln, wenn nicht den Hund Strauß? Etwa die Herren Flick und Krupp und die Deutsche Bank selbst? Als ayatollah–artiger Sack ist ein christsozialer Franz Josef für einen sozialen Christen oder christlichen Sozialisten so unverzichtbar wie für die Kirche der Judas. Überhaupt ist der Mann für die Demokratie im Lande von unschätzbarem Wert: wer würde FDP, SPD, Grüne und wie die Übel alle heißen, überhaupt noch wählen, wenn sie nicht immer die kleineren wären; wer den Schaukampf dieser Mannequins der Macht überhaupt ernstnehmen, wenn da nicht ein schlimmer Finger zu stoppen, zu verhindern, im Zaum zu halten wäre? Mag auch das Sündenregister Strauß so übervoll sein, daß die Forderung nach sofortiger Zusammenlegung von Franz Josef und Marianne durchaus himmlischen Rechtsnormen entspricht: noch wird der Bulle aus Rott am Inn hienieden gebraucht. Auch wenn es nicht die feine Art ist, einen alten Stier „unter der Gürtelinie“ (Lothar Späth) zu pieksen, zum Anpieksen ist er da. Mathias Bröckers