Der Mann neben Arafat

■ „Abu Jihad“ war nicht nur der kühl planende Militärchef der PLO

Neben Showmaster Arafat wirkte Khalil Wazir, ein untersetzter, etwas rundlicher Mann, fast unscheinbar. Auffallender, von attraktiver Erscheinung waren allemal die Leibwächter, mit denen der 53jährige Stellvertreter und Militärchef der PLO sich zu umgeben pflegte. Auffallender, bei erster Betrachtung, allemal auch seine große blonde Frau Intissam, eine der verschwindend wenigen Frauen, die außer der „nationalen palästinensischen Aufgabe“ des Kinderkriegens auch nationalpolitische Aufgaben am Gipfel der PLO–Hierarchie wahrnimmt. Verdutztes Staunen aber begleitete viele Begegnungen mit dem Palästinenser, dem die israelische Propaganda heute die „blutigsten Hände“ bescheinigt. Lange schlanke Finger, Klavierspieler. Der Kampf ließ selten Zeit, doch in welches Land die Politik ihn trieb, das Instrument fehlte nie. In jungen Jahren, nach der Vertreibung aus seinem Geburtsort Ramla beim heutigen Tel Aviv, der Flucht in den Gaza–Streifen, studierte er Journalismus und Soziologie. Ein ausgesprochener Kinderfreund, als Lehrer in Saudi–Arabien und Kuwait, als Vater von fünf Kindern, der sich auch bei Pressegesprächen von seiner Tochter „stören“ und das jüngste Gedicht vorlesen ließ. Als Vaterfigur, freundlich und stets im Gespräch mit dem nationalen Nachwuchs, Kinder– und Jugendorganisationen. Gläubiger Moslem und Antikommunist, sicher, weltoffen jedoch, interessiert an der Ökologie–Bewegung, den „Grünen“, der jedes Interview zum Gespräch leitete, Fragen hatte, die Lexika, eine seiner Lieblingslektüren, ihm nicht beantworten konnten. Auffallend und beeindruckend war, was alles der Militärchef und Verantwortliche für die besetzten Gebiete außerhalb seiner militärischen Aufgaben wahrnahm. Petra Groll