Ein KDVler in der UdSSR

■ Lew Kritschewskij - hungerstreikend ins Militärkrankenhaus

In der vergangenen Woche ist Lew Kritschewskij, überzeugter Pazifist und Mitglied der Moskauer „Trust–Gruppe“, in ein Militärkrankenhaus eingeliefert worden. Am 24.Dezember 1986 wurde er zum Militärdienst eingezogen. Seitdem ist der 21 jährige immer wieder in den Hungerstreik getreten, um seine Entlassung durchzusetzen. Als Kritschewskij dem Einberufungsbefehl aus Gewissensgründen nicht nachkam, wurde er mit Gewalt in eine Einheit der Luftverteidigung gebracht. Dort weigerte er sich ebenfalls, sich am militärischen Dienst zu beteiligen, eine Waffe in die Hand zu nehmen und Befehle auszuführen. Von Militärs und auch von eigens angereisten KGB–Beamten wurde er geschlagen und gedemütigt, seine Freundin Rimma bedroht. Überraschend durfte er dann im letzten Jahr Rimma heiraten und bekam dafür Urlaub vom Gefängnis. Einen Tag darauf schon kehrte Kritschewkij freiwillig ins Gefängnis zurück und forderte, ihn als Kriegsdienstverweigerer anzuerkennen. Obwohl sein rechtes Auge fast blind ist und er bereits früher aus Gesundheitsgründen für untauglich erklärt worden war, mußte er weiter beim Militär bleiben. Auch ein Hungerstreik änderte die harte Haltung der Behörden nicht. In einem Brief an Generalsekretär Gorbatschow fordert jetzt die „Initiative Vertrauen zwischen Ost und West“ die Anerkennung von Kriegsdienstverweigerern und Pazifisten in der UdSSR und die Möglichkeit eines zivilen Ersatz– und Friedensdienstes. Bernhard Clasen/er