Botha plant Hinrichtungen

■ Nach den „Sharpeville–Six“ droht nun weiteren 25 Schwarzen in Südafrika der Henkertod / Keine unmittelbare Tatbeteiligung an Polizistenmord nachgewiesen

Von Michael Fischer

Berlin (taz) - Nach den „Sharpeville–Six“ droht jetzt weiteren 25 schwarzen Südafrikanern die Hinrichtung. Die „25 von Paballello“ wurden Ende letzter Woche vom Bezirksgericht in Upington in der nördlichen Kapprovinz für schuldig befunden, sich 1985 an der Ermordung des schwarzen Polizisten Lucas Sethwala beteiligt zu haben. Richter Basson verurteilte die 22 Männer und drei Frauen im Alter zwischen 20 und 60 für ihre „gemeinsame Mordabsicht“ als Mitglieder einer größeren Menschenmenge, obwohl die meisten von ihnen nach den Erkenntnissen der Ermittler nicht einmal dabei waren, als der Polizist vor seinem Haus in der Township Paballella gelyncht wurde. Die Angeklagten sind noch nicht zum Tode verurteilt, sondern bisher nur für schuldig erklärt worden. Als nächstes wird das Gericht Anträge zur Milderung des Urteils hören. Voraussichtlich im Juni wird das Urteil verkündet werden. Danach kann noch das nächst höhere Gericht angerufen werden, falls der Bezirksrichter eine Berufung zuläßt. Doch Rechtsanwalt Anton Lubowski ist pessimistisch. Der deutschstämmige, regimekritische Anwalt aus Namibia meint, die Todesstrafe werde kaum zu verhindern sein, weil Botha glaubt ein Exempel statuieren zu können, ohne internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Das Verfahren war bislang unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt worden. Außerdem ist Upington ein abgelegener Ort am Rande der Kalahari–Wüste zwischen Namibia, Botswana und Südafrika. Beides zusammen führte dazu, daß bisher über das Verfahren kaum berichtet worden ist. Während eines Mietboykotts im November 1985 hatte eine Gruppe Schwarzer das Haus des Polizisten umzingelt. Nachdem er mit einem Schrotgewehr auf die Angreifer geschossen hatte, versuchte der Polizist zu fliehen. Er wurde jedoch eingeholt und angeblich von Elijah Matshoba mit dem Kolben seines eigenen Gewehres erschlagen. Der 22jährige wurde als einer der „führenden Täter“ verurteilt. Der 21jährigen Xoliswa Dube wird nur vorgeworfen, vor dem Haus des Polizisten gerufen zu haben, daß Sethwala zu Hause sei. Die Frau war zu Beginn des Verfahrens schwanger und hat inzwischen ein zehnmonatiges Kind.