„Ein unwürdiger Auftritt“

■ Kurt Waldheim weist Rücktrittsforderung zurück

„Ein erbärmlicher, unwürdiger Auftritt, der wieder einmal zeigt, was alles möglich geworden ist“ (Kurier), sorgte in Wien für Aufregung. Fünf Abgeordnete des US–Bundesstaates New York versuchten am Dienstag, in der Präsidentschaftskanzlei eine Resolution abzugeben, in der Bundespräsident Waldheim zum Rücktritt aufgefordert wird. Die von den Staatsparlamenten von Kalifornien, New York, Michigan, Illinois und Pennsylvania angenommene Resolution fordert den auf die Watchlist gesetzten Präsidenten auf, sein Amt niederzulegen. Sie beruft sich dabei auf die Ergebnisse der Historikerkommission, aus denen hervorgeht, daß Waldheim „im Zusammenhang rechtswidriger Vorgänge mitgewirkt und damit deren Vollzug erleichtert habe“. „Eine Schmierenkomödie auf amerikanisch“ erboste sich die Kronenzeitung in Wien. Die Mission der fünf New Yorker stand unter keinem glücklichen Stern. Denn die Hofburg verweigerte die Annahme des Schriftstücks. Ein Mitarbeiter Waldheims gab es - gelesen und für ungut befunden - an die Abgeordneten zurück. Waldheims Sprecher, Gerold Christian, bezeichnete die Resolution als „ausländische Einmischung in innere Angelegenheiten Österreichs“ und ließ den Zugang zu den Amtsräumen durch die Staatspolizei sperren. Die Amerikaner schoben daraufhin ihr Papier unter der Tür durch. Wenig später jedoch brachte es die Staatspolizei den Abgeordneten zurück. Einer von ihnen, Alan Hevesi, kündigte daraufhin an, die Dokumente per Post zuzustellen. Martina Kirfel